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Nachdem Pure Steel Records erst vor kurzem den 2014 noch in Eigenregie veröffentlichten ersten vollständigen Longplayer „Rising From The Ashes“ herausgebracht hatten, wird nun dieser Tage eine Neuauflage von „Set The Stage Alight“, einer gelungenen Zusammenstellung des Frühwerks der Engländer, neu aufgelegt. Ursänger Danny Hynes freut sich sehr über diese Wiederveröffentlichung, die ursprünglich bereits vor 15 Jahren erstmals das Licht der Welt erblickte. „Pure Steel Records hatten die Idee für diesen Re-Release und wir sind sehr glücklich darüber, dass das mal in Angriff genommen wurde!“ Das gesamte Album wurde zudem remastert. „Darüber hinaus wird die Scheibe zum allerersten Mal auch auf Vinyl erscheinen!“

Anlässlich der besagten Werkschau der frühen Jahre WEAPONs bietet es sich an, den Werdegang der Formation etwas aufzurollen. Gitarrist Jeff Summers machte bereits 1979 unter dem Namen Fast Relief Musik. Als dort deren Sänger Brian Keeting das Handtuch schmiss, musste er nach einem neuen Frontmann Ausschau halten. Sodann gab Jeff eine entsprechende Anzeige im prestigeträchtigen „Melody Maker“-Magazin auf. „Diese erschien dort im März 1980, in derselben Woche als ich dort ebenfalls eine Anzeige geschaltet hatte, dass ich eine Band suchte“, erinnert sich Danny. „Ich sang dann bei den Jungs vor. Jeff und ich hatten von Beginn an einen guten Draht zueinander und, wie es so schön heißt, der Rest ist Geschichte!“ Bereits nach einer Probe entschied man sich, den Namen Fast Relief gegen WEAPON auszutauschen. „Es hatte damals zuvor schon Auftritte unter dem Namen Fast Relief gegeben, allerdings war da ich selbstverständlich noch nicht mit von der Partie. Unter dem Namen WEAPON spielten wir selbst in unseren Anfangstagen relativ oft live, allerdings ist es schade, dass es von unseren frühen Auftritten keinerlei Mitschnitte mehr gibt!“

In der Folgezeit wurde die Rhythmusfraktion der Band in schöner Regelmäßigkeit ausgetauscht, während Jeff und Danny über die Jahre hinweg als einzige Konstante der Formation galten. „Schlagzeuger und Bassisten kamen und gingen hauptsächlich aufgrund der Tatsache, dass es hart war, die ursprünglichen Jungs Barry „Baz“ Downes (Bass) und Bruce Bisland (Drums) zu ersetzen.“ Insbesondere Letztgenannter hatte mit Zwischenstationen bei NWOBHM-Legenden der Marke Praying Mantis und Tank nach WEAPON eine bewegende Karriere hingelegt. Mittlerweile sitzt der Schlagzeuger seit 2002 bei der Glam-Rock-Legende The Sweet hinter den Kesseln. Doch zurück zu WEAPON: „Man kann schon sagen, dass Jeff und ich die „Führer“ dieser Band sind, aber wir sind sehr demokratisch strukturiert, wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen. Wir zwei schreiben zwar den Großteil der Musik, nichtsdestotrotz trägt jeder zum Gelingen der Songs bei!“

Der ultimative NWOBHM-Song

Enge Kontakte zu anderen Helden der NWOBHM unterhielten WEAPON damals indes nicht. „Ich würde nicht behaupten, dass wir allzu sehr in der Szene involviert waren. Wir gingen einfach raus, spielten so viele Gigs wie nur möglich und unterstützten unsere Freunde, die dasselbe taten! Und, um ehrlich zu sein, war uns auch gar nicht bewusst, dass wir Teil einer „Bewegung“ oder so waren! Wir machten einfach Musik und traten auf. Erst später wurde diese Ära in der Musikgeschichte als NWOBHM bezeichnet!“ Entgegen des verallgemeinernden Namens, den man dieser Epoche gab, waren Szene wie Musik äußerst heterogen. So versammeln sich unter dem Banner der NWOBHM einerseits heftigere Gruppen wie Raven, Satan oder Venom, die als Vorläufer von Speed-, Thrash- bis hin zu Black Metal gelten. Neben den traditionell schwermetallischen Iron Maiden, Saxon oder Tokyo Blade gab's andererseits jedoch auch softere Formationen der Marke Praying Mantis oder Saracen. WEAPONs bekanntester Song 'Set The Stage Alight', der noch aus der Fast-Relief-Zeit stammt und damals den simplen Titel 'Fast Relief' trug, kann indes als typischer Repräsentant des damaligen Zeitgeistes bezeichnet werden, sowohl in musikalischer als auch textlicher Hinsicht. „Ich glaube schon, dass ein gewisses ‚Feeling‘ vorherrschte, das uns alle untereinander verband, allerdings nur insofern, als dass wir alle zur selben Zeit Musik machten. Wenn man sich jedoch all die Bands anhört, die Du gerade aufgezählt hast, wird einem schnell klar, dass man Gruppen wie beispielsweise Praying Mantis nicht mit Raven oder Venom vergleichen kann. Mantis tendierten für mich immer eher in Richtung AOR und heutzutage ist das sogar noch offensichtlicher! WEAPON waren und sind eher Hard-Rock-orientiert. 'Set The Stage Alight' war und ist der ultimative NWOBHM-Song und darauf sind wir alle ungemein stolz! 38 Jahre danach hat das Stück nichts von seinem Reiz verloren, es hat die Zeiten überdauert! WEAPON sind generell sehr stolz darauf, ein Teil der New Wave Of British Heavy Metal gewesen zu sein und irgendwie immer noch dieser Szene anzugehören!“

Im Nachhinein ist es schwer nachvollziehbar, weshalb sich 'Set The Stage Alight' dann lediglich auf der B-Seite der ersten Single aus dem Jahr 1980 befand. Gut, 'It's A Mad Mad World' war ziemlich eingängig, nicht ganz so heavy und darob kommerziell vielleicht besser vermarktbar. Damals war das vielleicht zu kurz gedacht, hat die Zeit doch gezeigt, dass das geradlinige, harte 'Set The Stage Alight' ungemein mehr Einfluss auf nachfolgende Musikergenerationen ausübte als das Stück der A-Seite. „Virgin Records beschlossen damals, 'Set The Stage Alight' auf die B-Seite zu pressen. Sie dachten, dass wir mit 'It's A Mad Mad World' mehr Airplay bekommen würden. Die Fans entschieden jedoch, dass 'Set The Stage Alight' die bessere Wahl gewesen wäre! Das Stück erreichte gar Platz 2 in den Heavy-Metal-Charts des Sounds-Magazins! Diese Episode zeigt, was für ein „tolles“ Gespür Verantwortliche bei Plattenfirmen für Musik haben, haha!“

Mögen sie in Frieden rocken!

Noch vor der Veröffentlichung der besagten Single 'It's A Mad Mad World/Set The Stage Alight' hatten WEAPON bereits Kontakt zu Eddie Clarke von Motörhead. Lemmy & Co. waren so sehr von der Gruppe überzeugt, dass sie die blutjunge Truppe als Supportband ihrer UK-Tour von Ende Oktober bis Mitte November 1980 einluden. Anlässlich von vier aufeinanderfolgenden Nächten, bei denen WEAPON im Vorprogramm von Motörhead im legendären Hammersmith Odeon in London auf der Bühne standen, erschien dann besagte erste Single. „Über die gesamte Tour gibt’s viel zu viele Anekdoten als dass man die hier alle wiedergeben könnte. Zudem existiert ja dieses berühmte Sprichwort, welches besagt, dass das was auf Tour passiert, auch dort bleibt und nicht weitererzählt werden darf, haha! Dennoch kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass diese Konzertreise eine der großartigsten Erfahrungen in meinem Leben war! Motörhead als auch ihre gesamte Crew behandelten uns mit dem größten Respekt. Mögen Lemmy, Phil und Eddie alle in Frieden rocken!“

Wie bereits erwähnt hinterließen nicht nur die Auftritte im Hammersmith Odeon, sondern auch die gesamte Tour mit Motörhead an sich bei den Musikern von WEAPON einen bleibenden Eindruck. „Das war eine unglaubliche Erfahrung! Wenn dieses Thema heutzutage manchmal im Rahmen einer Konversation zur Sprache kommt, sage ich zu mir selbst, dass es schon erstaunlich ist, dass das tatsächlich passiert ist! Haben wir wirklich 42 Konzerte mit Motörhead gespielt, die in vier ausverkauften Shows im legendären Hammersmith Odeon gipfelten?!? Ich glaub sogar, dass damals etwas Material live mitgeschnitten wurde, welches für das berühmt-berüchtigte „No Sleep 'Til Hammersmith“-Album von Motörhead verwendet wurde. Allerdings stammten nicht sämtliche Songs der Live-Scheibe von diesen vier Auftritten.“

Berühmt-berüchtigt war auch der nicht gerade zimperliche Umgang des damaligen Motörhead-Publikums mit Vorbands. Doch mit den Fans hatten WEAPON die wenigsten Probleme, vielmehr waren es im Nachgang zur Tour Business-Vertreter, die der Gruppe, die damals meinte, kurz vor dem Durchbruch zu stehen, schlussendlich den Garaus machte. „Das Publikum Motörheads zeigte gegenüber unserer Musik äußerst wohlwollende Reaktionen, Gott sei Dank! Nach dieser Tour dachten wir durchaus, dass wir eine große Chance hätten, erfolgreich zu sein, aber leider trafen wir hinsichtlich unseres Managements, wie so viele andere Gruppen vor und nach uns auch, eine schlechte Wahl. Als wir von dieser Konzertreise zurückkamen, hatten sie absolut nichts für uns in petto, weswegen der Schwung, den wir durch diese Tour erfahren hatten, im Nu wieder verpuffte.“

Zwar wurden in Folge in Virgins Beautiful Studios Songs für einen ersten Longplayer aufgenommen, diese erblickten jedoch erst posthum anno 2003 auf eingangs erwähnter „Set The Stage Alight“-Compilation das Licht der Welt. Nach diversen Enttäuschungen und Rückschlägen warfen WEAPON bereits 1982 resigniert das Handtuch. „Ja, wie gesagt, wir hatten bei der Wahl unseres Managements nicht gerade ein glückliches Händchen! Dass wir dazu verdammt waren, nach solch einer großartigen Tour einfach nur rumzusitzen und nichts zu tun, verursachte viele Spannungen, die traurigerweise dazu führten, dass wir uns auflösten. Dennoch blieben wir alle immer noch sehr gut miteinander befreundet und das sind wir auch heute noch!“

Zwischen Maiden und Metallica

Bereits ein Jahr später versuchte Hynes jedoch, WEAPON wiederzubeleben. Mit Ron „Rebel“ Matthews“ nahm dafür gar ein Gründungsmitglied von Iron Maiden hinter dem Schlagzeug Platz. Allerdings sollte dieses Comeback lediglich ein zaghafter Versuch bleiben, blies man das Ganze doch wenig später schon wieder ab. „Ich traf Ron durch einen gemeinsamen Freund, und zwar war das Bob „Angelo“ Sawyer, der mal bei Iron Maiden und Praying Mantis Gitarre gespielt hatte. Mit ihm war ich mal in einer anderen Gruppe namens Snatch zugange. Leider hatte Ron zur damaligen Zeit ein paar Probleme persönlicher Art, weswegen unsere Zusammenarbeit sich lediglich auf wenige gemeinsame Proben beschränkte.“ Dennoch schaffte man es damals, ein paar Demosongs einzuspielen, die The Sweets Andy Scott finanzierte. „Eines dieser Stücke namens 'Dressed To Kill' fand auch seinen Weg auf ein Album meiner Spaßband Paddy Goes To Holyhead. Was den Rest der Songs anbelangt, so bin ich mir sicher, dass es da draußen durchaus noch die eine oder andere Kopie davon gibt!“

Die Besetzung der nach wie vor aktiven Cover-Truppe Paddy Goes To Holyhead wechselt übrigens ständig durch. So traten dort bereits ehemalige WEAPON-Musiker als auch Künstler der Marke Andy Scott und Mick Tucker (beide von The Sweet), Phil Lanzon (Uriah Heep), die Troy-Brüder (Praying Mantis) oder prominente Gäste wie Mel Galley und Neil Murray (Whitesnake), Dave Murray (Iron Maiden), Brian Robertson, Eric Bell und Darren Wharton (Thin Lizzy), Dave Hill und Don Powell (Slade) sowie Deborah und Jason Bonham in Erscheinung. Doch zurück zu WEAPON: Dass der Name der Band im Laufe der Jahre nicht der Vergessenheit anheim geriet ist insbesondere auch Metallicas Schlagzeuger Lars Ulrich zu verdanken, der 'Set The Stage Alight' im Jahre 1990 zusammen mit Songs von NWOBHM-Legenden der Marke Saxon, Blitzkrieg, Diamond Head, Tygers Of Pan Tang, Def Leppard, Iron Maiden, Raven, Venom und Samson auf den kultigen „New Wave of British Heavy Metal '79 Revisited“-Sampler packte. „Geoff Barton, der das Compilation-Album mit Lars zusammenstellte, und EMI Records kontaktierten unsere Verleger Virgin Music, um die Erlaubnis zu erhalten, das Stück zu verwenden. Diese setzten sich daraufhin mit uns in Verbindung. Wir waren erfreut und sehr stolz, dass einer unserer Songs für diesen Sampler verwendet wurde! Dennoch überrascht mich die große Anzahl anderer Compilaton-Alben, wo dieses Stück ebenfalls enthalten war, allerdings ohne unsere Erlaubnis und ohne dass wir je dafür Kohle gesehen hätten! Darauf müssen wir zukünftig mehr achten!“

Ungemein positiv überrascht waren Danny & Co., als sich die oben genannte übergroße Formation aus den Vereinigten Staaten als erklärte Anhänger WEAPONs outeten. „Es stellt schon eine große Ehre dar, dass wir Lars und Metallica sowie insbesondere deren Song 'Hit The Lights' beeinflusst haben. Ich denke, sie sollten uns mit auf Tour nehmen, so dass wir alle zusammen Bühnen in Brand setzen können, haha!“

Wiedergeburt 2.0

2011 startete Danny mit Ur-Gitarrist Jeff Summers einen weiteren Versuch, WEAPON wiederzubeleben. Dieses Mal schien die ganze Angelegenheit mehr von Erfolg gekrönt zu sein als in den 80ern. Gleich zu Beginn des Jahres 2011 gingen die Briten ins Studio, um die Arbeiten am Album „Rising From The Ashes“ zu beginnen. Unter anderem auch aufgrund eines Rechtsstreits mit den eingangs erwähnten, erst 2003 ins Leben gerufenen Weapon aus Kanada hinsichtlich des Bandnamens verzögerte sich die Veröffentlichung der Scheibe jedoch um satte drei Jahre. Danny & Co. gaben schließlich nach und hängten an ihren Namen einfach das Länderkürzel „UK“ an, um Verwechselungen so gut wie möglich auszuschließen. Demzufolge ist nachvollziehbar, dass Hynes auf die nordamerikanische Death/Black-Truppe nicht allzu gut zu sprechen ist und bei dem Thema seine gute englische Kinderstube vergisst. „Dankenswerterweise existiert dieser Haufen F...tzen nicht mehr, aber ihr Arschloch von einem Manager gab den Namen den rechtmäßigen Besitzern, nämlich uns, nicht zurück! Vielleicht werden wir eines Tages, wenn wir finanziell besser dastehen, diesen Hurensöhnen in den Arsch treten!“

„Rising From The Ashes“ wurde von WEAPON UK anno 2014, wie eingangs bereits erwähnt, zunächst auf eigene Faust veröffentlicht. Der Schreiberling wurde des Albums jedoch erst gewahr, als Pure Steel Records die Scheibe dieses Jahr neu auflegten. „Wir verkauften seit 2014 etwa 3.000 Exemplare des Longplayers, insofern denke ich, dass dennoch gut und gerne 3.000 Leute auf diesen Release aufmerksam wurden, hehe! Wir sind einfach nur glücklich, dass Pure Steel die Scheibe nun wiederveröffentlichen! Speziell dass die Platte auf Vinyl kommt ist uns sehr wichtig, denn in diesem Format sollte die Musik WEAPONs gehört werden!“ Da die Erstveröffentlichung von „Rising From The Ashes“ mittlerweile auch schon wieder vier Jahre zurück liegt, stellt sich natürlich die Frage, ob bereits neues Material für ein Nachfolge-Album existiert? „Wir haben bereits zehn neue Songs geschrieben und für das neue Album „Ghosts Of War“ aufgenommen! Und während wir gerade hier sprechen werden die Stücke abgemischt. Darüber hinaus schreiben wir jedoch auch bereits an Songs für eine weitere Scheibe!“ Im Vergleich zur Hochzeit der NWOBHM hat sich insbesondere die Live-Situation im Vereinigten Königreich grundlegend verändert. „Es gibt immer weniger Clubs, in denen man auftreten kann, speziell hier in unserer Heimat. Die meisten Veranstalter wollen heutzutage nur noch Tributbands und wenn sie eine originale Gruppe buchen, bezahlen sie keine vernünftigen Gagen.“

Zumindest in Deutschland ist der altehrwürdige NWOBHM-Sound nach wie vor sehr gefragt, zumindest auf Spartenfestivals wie bspw. dem Keep It True, in dessen Programm eine Formation wie WEAPON UK wie die Faust aufs Auge passen würde. „Wir planen für voraussichtlich April / Mai 2019 eine Tour mit ein paar anderen NWOBHM-Bands. Im Rahmen dessen wollen wir die Veröffentlichung unseres neuen Albums und das 40-jährige Jubiläum des Beginns der New Wave Of Heavy Metal unter dem Titel „Pure Steel '79 Revisited“ feiern. Wenn die Veranstalter des Keep It True das hier lesen, sollten sie sich mal telefonisch mit uns in Verbindung setzen, hehe!“ Auch vom zeitlichen Rahmen würde ein Auftritt WEAPONs in Lauda-Königshofen also perfekt ins Bild passen. Aber harren wir der Dinge, die da noch kommen mögen! Fürs eEste ist die kurze Zeitreise mit Danny Hynes zu Ende, weswegen der Brite das letzte Wort erhält: „Danke für Deine Zeit, Chris! Hoffentlich sieht man sich 2019 irgendwann mal on the road! Onwards & Upwards!“

Foto: www.facebook.com/Weapon.UK

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