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Dieses Jahr steigt am 8. Dezember die nun fünfte Ausgabe des österreichischen Celebrare Noctem Fest im kleinen Ort Wels im Alten Schlachthof. Das Ein-Tages-Festival hat sich in den letzten Jahren zu mehr als „nur“ einem Geheimtipp in der deutschsprachigen Metal-Landschaft entwickelt. Mit Größen im Line-Up, die oftmals nur selten in Österreich, Deutschland oder der Schweiz auftreten – so wie zum Beispiel Nightbringer, The Negative Plane, Profanatica, et cetera – wurden die letzten Jahre zu einem Erlebnis der besonderen Art. Dazu kommen die vielen kleineren und unbekannteren (meistens orthodox-okkulten) Black-Metal-Bands, die mit Feuer und Leidenschaft auf die Bühne stürmen und das Publikum für sich begeistern wollen. Die familiäre Atmosphäre, die zahlreichen bekannten Gesichter im Publikum sowie die Kombination aus Leidenschaft und Professionalität runden ein mehr als gelungenes Festival ab.

Wir wollen dieses Jahr das Festival als kleinen Meilenstein für den (österreichischen) Underground hervorheben und haben für Euch ein Special zusammengestellt. Bis zum Festival selbst werden wir Interviews mit allen Bands, die auftreten, online stellen sowie noch ein Interview mit den Veranstaltern führen. Abschließend wird nach dem 8. Dezember ein Live-Bericht online gehen.

Die norwegischen Blackies GAAHLS WYRD, die sich rund um den legendären und kontroversen Frontmann Gaahl gegründet haben, gehören zu den Headlinern des Festivals. Bei ihrer Show Anfang dieses Jahres in Wien haben sie mit furioser Kraft gerockt und alle möglichen Songs aus der musikalischen Geschichte von Gorgoroth, God Seed und Trelldom zum Besten gegeben. Nun steht das Debütalbum an, das via Season of Mist das Licht der Welt erscheinen wird. Wir sprachen mit Gitarristen und Songwriter Kilman über die kommende Scheibe und das Konzert in Österreich.

P.S.: Weiter unten findet Ihr die englischsprachige Originalversion des Interviews mit GAAHLS WYRD.

Celebrare Noctem

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Guten Abend Kilman und vielen Dank, dass du dir die Zeit für meine Fragen nimmst. Gehen wir es gleich an: Ihr werdet 2019 das Debütalbum auf die Welt loslassen. Kannst du uns schon ein bisschen darauf einstimmen, wie der Sound von GAAHLS WYRD klingen wird? Wird es ähnlich wie das letzte Trelldom-Album klingen oder vollkommen anders?

Guten Abend! Nun, ich kann sagen, dass es überhaupt nicht wie die frühen Trelldom-, Gorgoroth- oder sogar God Seed-Alben klingen wird. Größtenteils habe ich die Songs geschrieben, während Gaahl sich um die Gesangslinien und die Lyrics gekümmert hat. Wir kommen auf diesem Album definitiv mit einem anderen Sound daher. Man kann natürlich die Elemente der frühen Jahre hier und dort heraushören. Aber sowohl der grundsätzliche Klang als auch die Songstrukturen und die Produktion sind komplett anders ausgefallen. Ich denke, die Scheibe wird kommenden Mai auf die Welt losgelassen. Wir können es gar nicht erwarten, dass ihr alle es hören könnt.

Das letzte Mal habe ich euch Anfang des Jahres in Wien gesehen. Dort habt ihr viele Klassiker gespielt. Jetzt spielt ihr auf dem Celebrare Noctem Fest. Wie wird sich da die Setliste gestalten? Werdet ihr viele Klassiker spielen oder uns auch neue Songs zeigen?

Das weiß ich ehrlich gesagt noch nicht. Es ist noch zu früh, um darüber zu sprechen. Wir haben immer viele Songs vorbereitet und können diese in die Menge feuern. Manchmal verändern wir die Setliste sogar kurz bevor wir auf die Bühne stürmen. Das hängt von der Stimmung und von der Atmosphäre des Abends ab. Wir mögen diesen Zugang. Er hilft uns, fokussiert zu bleiben, um es einmal so zu sagen.

Das ritualistische Element hat in der Kunst von Gaahl immer eine große Rolle eingenommen. Ich erinnere mich, dass er einst meinte, dass Gorgoroth eher seine Kriegerseite zum Ausdruck bringt, wohingegen Trelldom eher dem Schamanismus huldigt. Wie ist das bei GAAHLS WYRD? Was für eine Atmosphäre wollt ihr auf der Bühne erzeugen? Worauf liegt der Fokus?

Die anderen in der Band sind sehr stark in der Heavy-Metal-Szene verwurzelt, deshalb werden solche Elemente auch eine große Rolle spielen. Eld, Spektre und mir geht es vor allem um die Energie, wenn wir live spielen. Gaahl ist eher wie die Schlange, die sich zwischen uns bewegt. Er macht auf der Bühne sein Ding, völlig unabhängig davon, was wir tun. Das ist das, was mir an dieser Band wirklich gefällt. Wir alle haben starke Persönlichkeiten, und es gibt auch genügend Raum, um diese auszuleben. Außerdem kann man auch nicht so tun, etwas zu sein, was man nicht ist, nur um irgendwo „reinzupassen“. Bei den Live-Shows geht es darum, Energie zu geben und Energie zu nehmen. Da muss man glaubwürdig sein, und es muss von Herzen kommen. Es geht immer darum, Emotionen zu erzeugen. Manchmal weinen Menschen im Publikum, manche werden gewalttätig und aggressiv, andere lächeln oder murmeln, während sie alle möglichen Zeichen von sich geben. Manche sprechen auch mit sich selbst, et cetera. Wir decken das ganze Spektrum ab. Musik kann einen so wirklich bewegen. Und das ist alles gut, solang man irgendetwas spürt und fühlt.

Bleiben wir kurz bei der Ästhetik auf der Bühne: Das letzte Mal habt ihr klassische Heavy-Metal-Ästhetik praktiziert. Da gab es kein spezifisches Bühnendesign, et cetera. Ihr seid einfach auf die Bühne gestürmt und habt Gas gegeben. Wird es für zukünftige Shows ein spezifisches Bühnendesign geben? Oder werdet ihr alles eher simpel halten?

Ich mag es, auf die Bühne zu stürmen. Das fühlt sich für mich gut an. Das ist etwas Ehrliches und Wahres. Man kann sich nicht verstecken. Aber wir versuchen, die eine oder andere Show mit mehr Bühnenshow und Gästen zu spielen. Aber das kostet viel Geld. Uns gefällt natürlich die Idee, den Fans etwas Besonderes zu geben. Wir arbeiten also konstant an Ideen für die Shows. Aber es ist noch zu früh, um über die Shows für das Debütalbum zu sprechen.

Wie bereitet ihr euch auf eine Live-Show vor? Wie oft könnt ihr euch treffen und proben? Lebt ihr alle naher beieinander oder müsst ihr viel reisen, um euch zu sehen?

Unser Drummer lebt in Oslo, deshalb proben wir vor Festival oder Touren meistens hier in Bergen. Alle anderen von uns leben nämlich in dieser schönen Stadt. Wir alle kennen unser Zeug, bevor wir uns treffen, deshalb müssen wir dann nur noch die Details ausarbeiten. Wir versuchen dabei so viel Spaß wie möglich zu haben, weil wir das tun, was wir am meisten lieben. Es geht meistens um die Kombination des Probens – Naturwein, weiteres Proben, Naturwein. Und ein paar Bier.

GaahlsWyrd
Das Celebrare Noctem Fest findet in Österreich statt. Was für Eindrücke und Bilder hast du von Österreich? Was bringst du mit diesem Land in Verbindung? Und erinnerst du dich an gute oder schlechte Gigs in Österreich?

Wir haben uns in Österreich immer willkommen gefühlt! Wir haben dort eine solide Fanbasis. Es ist auch nett, dass man sich immer gut um uns kümmert, wenn wir in Österreich spielen. Es gibt dort großartiges Essen und die Logistik ist in den meisten Clubs sehr gut. Die Städte und die Landschaften sind wirklich atemberaubend – alles ist so klar mit dieser frischen Bergluft! Wir können es gar nicht erwarten, auf dem Celebrare Noctem Fest zu spielen.

Auf dem Festival zocken auch Whoredom Rife, Dead Congregation und Crimson Moon. Werdet ihr euch ein paar der anderen Bands anschauen, wenn sie live spielen? Und wenn ja, auf wen freut ihr euch da am meisten? Achtet ihr auf etwas Besonderes, wenn ihr andere Bands spielen seht? Zum Beispiel was sie auf der Bühne machen oder wie sie mit ihren Instrumenten umgehen? Betrachtet ihr einen Gig also aus den Augen eines professionellen Musikers?

Ich schaue mir für gewöhnlich keine Shows nach dem eigenen Gig an. Es ist sowohl physisch als auch mental anstrengend, live zu spielen. Man gibt alles, was man hat. Wir hängen dann einfach im Backstage-Bereich noch ab, trinken ein paar Bier oder Wein und quatschen mit den Menschen. Wir haben bei Festivals oft auch Autogrammstunden. Es ist immer großartig, Fans zu treffen, die leidenschaftlich dabei sind. Nach solchen Sessions denke ich mir immer: Immerhin, die Menschheit ist doch gar nicht so schlecht, haha!

Bald werdet ihr mit Tribulation und Uada auf die Northern Ghosts Tour gehen. Was verbindet euch mit diesen Bands? Habt ihr das Gefühl, dass sie versuchen, dieselbe Atmosphäre oder denselben Vibe wie ihr zu erzeugen?

Von dem, was ich so höre, sind beides gute Bands. Deshalb freue ich mich sehr, dieses Paket auf Europa loszulassen. Es scheint viel Interesse an dieser Tour zu geben, und das freut uns natürlich sehr… Wir machen unser Ding, und die anderen Bands machen ihres. Das ist ganz einfach. Es gibt keinen Grund, zu versuchen, einander ähnlich zu sein.

Habt ihr irgendein spezifisches Ritual bevor ihr auf die Bühne geht?

Nur die üblichen Vergewaltigungen und Brandstiftungen im Backstage-Bereich … nichts Außergewöhnliches, haha! Nein, wir versuchen einfach, in das richtige Bewusstsein zu kommen und uns auf den Gig zu konzentrieren. Das ist nicht immer leicht, vor allem, wenn man enge Zeitabläufe hat, so wie es bei Festivals der Fall ist. Aber bei mir ist es so, dass diese Gigs dann oft die besten werden – wir haben dann keine Zeit, über etwas nachzudenken oder es zu evaluieren. Wir gehen einfach raus und zerstören alles.

Letzte Frage: Was für CDs/Tapes/MP3-Files habt ihr für gewöhnlich dabei, wenn ihr auf Tour geht, um euch die Zeit während der Reise zu vertreiben?

Ich habe immer die Klassiker der 70er und 80er dabei – egal ob Pop, Rock oder Heavy Metal. Da sind alle möglichen Bands dabei.

ENGLISH VERSION:
Good evening and many thanks for taking the time to answer my questions! Let’s get right to it: you will release a new album at the beginning of 2019. Can you already give us a sneak preview at what we can expect from the sound of GAAHLS WYRD? Will it be close to the last Trelldom-album or something entirely different?

Good evening! Well what I can say is that it doesn`t sound anything like the earlier Trelldom albums, Gorgoroth, or even God Seed for that matter. For the most part I`ve written all the songs, while Gaahl writes the vocal lines and the lyrics. We`ve definitely come up with a different sound on this album. Sure, you can hear elements of the earlier years here and there. But the overall sound both in song-structures and production are entirely different. I think we`re aiming for a May 2019 album release. I can`t wait for you all to hear it!

Last time I saw you in Vienna in early 2018 and you, of course, played a lot of classics from the various albums on which we can hear Gaahl. How will your set list be structured at the Celebrare Noctem Fest? Will you play mostly classic tracks or are you going to show us some of the new songs already?

Honestly I don`t know. It`s too early to tell. We always have loads of songs fully rehearsed and ready to launch upon our audience every evening. Sometimes we change the set list right before entering the stage, depending on the mood or atmosphere for the evening. We like it that way. It helps to keep us to stay focused and on the alert, so to speak.

The ritualistic element has always played an important part of Gaahl’s art during his musical career. I remember him stating that Gorgoroth was more his warrior side, while Trelldom was more the shamanistic side. How is it with GAAHLS WYRD? What kind of an atmosphere do you try to achieve when you are live on stage? What’s the focus?

The rest of us are heavily rooted in the heavy metal genre, so obviously there will be elements of that. Me, Eld and Spektre are more into high energy when performing live. Gaahl is more like the serpent moving in between. He does his thing onstage no matter what the rest of us are doing. That`s what I really like about this band; all of us have strong personalities and there`s room for that. Besides you can`t pretend to be something you`re not, just to “blend in”. Playing live is about sending and receiving energy, and it has to be credible and from the heart. It`s about creating emotions. Sometimes people in the audience cry, get violent and aggressive, smiling, mumbling while doing all kinds of signs, speaking to the inner self, et cetera: the whole spectre. Music can be really moving that way. It`s all good as long as they sense something.

Concerning the aesthetics on stage: the last time I saw you it was classic heavy metal aesthetics, no specific stage design, et cetera – simply storming the stage and setting it on fire. Are you thinking of designing some specific elements for your future shows? Or will you try to keep it simple?

I like storming stages. It makes me feel good. To me there`s something true and honest. You cannot hide. But we do try to have the occasional show here and there with more stage props and special guests, but this cost a lot of money. We`ve always entertained the idea of giving our fans something special. We are constantly working on ideas to these shows. But it`s too early to talk about the future live shows for the new album.

Can you elaborate for our readers a bit how the preparations for live-shows happen in GAAHLS WYRD? How often do you have the chance to meet and rehears? Do you all live close by or do you have to travel a lot to see each other?

Our drummer lives in Oslo so we usually rehearse before festivals or tours here in Bergen. The rest of us live here in this beautiful city. We all know our stuff before hooking up, so it`s just a matter of working out the details really. We try to have as much fun as we can doing what we love the most. It`s usually the combo of rehearsing - natural wine, more rehearsals - more natural wine. And some beers.

GaahlsWyrd

The Celebrare Noctem Fest takes place in Austria – what impression and images do you have in mind when thinking of Austria? What do you relate with this country? And do you remember any great or bad gigs in Austria?

We`ve always have felt welcome in Austria! We have a solid fan base there. Also it`s really nice that we get very well taken care of when playing in Austria. Great food and logistics at the clubs is top notch in general. The cities and the landscape over there is mind blowing - so clean with fresh mountain air! I can`t wait to play Celebrare Noctem Fest!

You will be accompanied by Whoredom Rife, Dead Congregation and Crimson Moon among others at the Celebrare Noctem festival. Are you going to check out one of the other bands when they are playing live? And if so, which are you really looking forward to? Are there special things you are looking at when you see other bands play? For example how they do this or that on stage or how exact they play their instruments et cetera? So do you watch a show from the standpoint of a professional musician?

I usually don`t watch shows after the gig. It`s too physically and mentally exhausting playing live, giving everything I`ve got. We usually just hang at the backstage area for some beers or wine, and chatting to people. We also have signing sessions at festivals. It`s great to get to meet the fans which are truly dedicated and on fire! After those sessions I always end up thinking; well now, humanity isn`t so bad after all, haha!

Soon you will also embark on tour with Tribulation and Uada on the Northern Ghosts tour. What connects you with these two bands? Do you have the feeling that they try to achieve a similar atmosphere or vibe with their art as GAAHLS WYRD does?

From what I`ve heard they`re both solid bands, so we`re really looking forward to unleash this beast of a package throughout Europe. There seems to be a lot of interest in this tour, which is truly appreciated... We do our thing and they`ll do theirs - as simple as that. There`s no point in trying to be similar.

Do you have any kind of specific ritual you do before going on stage?

It`s the usual raping and pillaging backstage – nothing special, haha! No, basically we have to enter the zone, and try to stay in focus of the gig. It`s not always easy, especially when you have tight schedules at festivals et cetera. But often, for me, these gigs ends up as the best ones, as we don`t have time think or evaluate. Just go out there and destroy!

Last question: What CDs/Tapes/MP3-Files do you mostly take with you when going on a tour in order to pass the time during travelling?

For me it`s always about the classics – 70`s or 80`s pop/rock/heavy. All kinds of bands really.