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Punkt 20 Uhr stehen dann PIGHEAD auf der kleinen Bühne und legen sofort los, als ginge es um ihr Leben. Zwar sind die Reaktionen des Publikums noch etwas reserviert, doch der Frontmann der Death-Grind-Band sucht den Kontakt zu den Leuten vor der Bühne und peitscht die Meute an, sodass bald Bewegung in den Laden kommt. Meist rasen die Jungs durch ihre Songs, während der wie ein Flummi auf und ab springende und sich ständig in Bewegung befindende Shouter growlt, gurgelt und grunzt oder wie ein Schwein quiekt, wobei gerade diese unmenschlich hohen Schreie besonders fies rüberkommen. Allerdings sind PIGHEAD immer dann am besten, wenn sie das Tempo ein wenig drosseln. Dann werden ihre Songs so richtig brutal und intensiv und zeigen die Nähe zu ihren eindeutig zu erkennenden US-Death-Metal-Vorbildern. Der Wiedererkennungswert der Songs ist zwar nicht besonders hoch, aber was diese Band auszeichnet, ist die Spielfreude, die sie gut 40 Minuten lang an den Tag legt und womit sie weite Teile des Publikums, von denen die meisten die Band zuvor nicht kannten. Ein klarer Sieg für die sympathischen Jungs!

Aber THE BLACK DAHLIA MURDER sind natürlich die Band, weshalb alle hier sind, und so wird es verdammt warm und eng in dem kleinen Laden, als es circa 21:15 Uhr losgeht. Die Amerikaner haben vom ersten Augenblick an mächtig Spaß in den Backen und legen ein brutales Brett vor, das sich gewaschen hat. Gute Laune und musikalische Aggression schließen sich hier keinesfalls aus, und die Band zeigt ihren Kritikern zum Trotz, die sie gerne als Metalcore, At The Gates-Kopie oder modernen Schrott abtun wollen, den Mittelfinger und präsentiert sich als Death Metal-Act, der seine Wurzeln im Schwedentod hat. Gesangstechnisch lassen sich dabei noch Parallelen zum Black Metal ausmachen, denn das Gekeife des Sängers würde auch einer Band wie Gorgoroth gut zu Gesicht stehen. Allerdings kann der gute Mann, der fast die ganze Zeit über mit Nerdbrille auf der Nase auftritt, auch verdammt brutal grunzen. In Verbindung mit den an Dissection und At The Gates erinnernden melodischen Gitarren ergibt sich so eine geniale Mischung voller Brutalität. Die Band zeigt sich begeistert, dass der Laden ausverkauft ist und bedankt sich mehrfach beim Publikum, lobt ihren Supportact und kommt sehr sympathisch daher. Man merkt den Amis an, wie viel Spaß ihnen der Auftritt macht.

Die Songsauswahl ist bunt gemischt und lässt keine Phase der Bandgeschichte aus, und Frontmann Trevor unterhält mit lustigen Ansagen. Egal ob er einen Song mit „das nächste Stück ist verdammt alt - fragt eure Väter danach“ ansagt, seine Vorliebe zu Horrorfilmen offenbart und danach erklärt, was er unter Gruselfilmen versteht, die Menge auffordert, imaginäre Laserschwerter zu zücken und seinen Nachbarn damit niederzustrecken, oder lapidar sagt „habt Spaß – reißt doch einfach mal jemanden zu Boden“, der Typ hat sichtlich Spaß, wie auch die Meute und besonders die „Wahnsinnigen“ im Circlepit.

Technisch macht den Jungs auch keiner was vor, sauber und brutal wird hier ein Song nach dem anderen in die Menge gespielt, sodass es keine Pausen gibt. Immer wieder begeistern die melodischen Gitarrenparts im Geknüppel von TBDM, und als zum Ende Trevor mit dem Mikro in der Hand singend durch den Innenraum schreitet und bis zum Mischpult geht, wo er seinen Soundmann erst einmal erschreckt, weiß man, dass hier bodenständige Musiker zur Sache gehen, die handwerklich perfekten Death Metal nicht nur spielen, sondern genussvoll zelebrieren, sich dabei aber nicht zu ernst nehmen, sondern die alte Metal-Tugend, dass Metal Spaß bereiten sollte, leben. Einzelne Songs aufzählen wäre müßig, denn hier herrschte 75 Minuten lang „good friendly violent fun“, wie Exodus sagen würden. THE BLACK DAHLIA MURDER haben bewiesen, dass sie eine der geilsten Live-Bands unserer Szene sind. Ein perfekter Death Metal-Abend!