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Letztgenannte existieren bereits seit 1977, die in den 80ern veröffentlichten Alben „Break Out“, „Power Infusion“ und „Victory“ präsentierten damals eine Band, die sich klassisch teutonischem Edelstahl widmete. Der große Durchbruch gelang indes nie, aber zumindest sind die Jungs jetzt wieder zurück am Start: Mit Leadgitarrist Markus Berger und Bassist Thomas Klein treten lediglich noch zwei Originalmitglieder dort in Erscheinung. Ergänzt werden die Beiden von Gitarrist Eddie St. James und Schlagzeuger Jens Gellner (u.a. Masters Of Disguise). Am Mikro operiert mittlerweile ein gewisser Joe Strubel, der sein Fach beherrscht und eine handwerklich von Grund auf solide Leistung abliefert. Allerdings würde das Timbre des neuen Frontmannes eher zu einer Band wie beispielsweise Helloween oder Hammerfall passen denn zu altehrwürdigem deutschen Heavy Metal. Da war Ursänger Lothar Antoni damals eine weitaus bessere Wahl! Rein musikalisch gesehen machen TRANCE ihre Arbeit jedoch gut. Derzeit arbeiten die Rheinland-Pfälzer übrigens an einem neuen Album namens „The Loser Strikes Back“. Gute Laune ist an diesem noch recht jungen Abend auf der Bühne angesagt, selbst wenn anfangs noch nicht allzu viele Leute vor Ort sind und das Publikum erst im Laufe des TRANCE-Sets tröpfchenweise in den Saal strömt.

Dieser ist dann allerdings bei VICIOUS RUMORS bereits nahezu zum Bersten gefüllt: Wie oft der Rezensent die Kalifornier bis dato bereits live gesehen hat, vermag er kaum mehr stichhaltig zu benennen, waren die Amis um Ur-Gitarrist Geoff Thorpe im Laufe der letzten paar Jahrzehnte doch in schöner Regelmäßigkeit immer wieder mal im Schlepptau größerer Headliner unterwegs gewesen. Während man den Jungs rein musikalisch gesehen kein X für ein U vormachen kann, vermag das Songmaterial, insofern man nicht vollkommen US-Metal-affin ist, nicht immer vollends zu überzeugen. Zu kopflastig, zu verquer wirkt dabei so mancher Song, trotz der reichlich vorhandenen guten Ideen. Als der einschlägige Szene-Veteran James Rivera (u.a. Helstar, Malice) vor zirka zehn Jahren als Frontmann bei VICIOUS RUMORS auftrat, verlieh dieser der Band seine unvergleichliche Aura sowie nicht zuletzt auch Vocals, die trotz aller melodischen Ansätze immer noch aggressiv und düster daherkamen.

Das ist nunmehr bei Neu-Sänger Nick Holleman komplett anders: Der Jungspund verfügt über ein glasklares Gesangsorgan, der Stimmumfang umfasst locker mehrere Oktaven. Leider lässt Herr Holleman trotz aller Professionalität irgendwie die dennoch nötige Prise Aggressivität und Dreck missen. Dieses Manko versucht Nick jedoch mit einer engagierten, kraftvollen Show wieder wettzumachen: Wie ein Derwisch wirbelt der junge Amerikaner über die Bühne, generell merkt man der Gruppe die langjährige Bühnenerfahrung zu jeder Sekunde an. In der Setlist stehen Songs neueren Datums vom aktuellen Album „Concussion Protocol“ ('Circle Of Secrets') sowie natürlich alte Klassiker wie 'Abandoned' oder der Titeltrack der Debütscheibe „Soldiers Of The Night“ aus dem Jahr 1985. Eigentlich unglaublich, wenn man bedenkt, dass Frontmann Nick Holleman damals bei Erscheinen des Albums scheinbar ja noch nicht mal im Entferntesten geplant war, erblickte er doch erst sieben Jahre später das Licht der Welt! Rein vom Spielerischen her ist der Auftritt von VICIOUS RUMORS sicherlich erste Sahne, allein es fehlt das gewisse Etwas sowie Komponenten wie Spontaneität sowie eine kleine Ladung Dreck und Düsternis.

Wenig Überraschungen, dafür eine ungemein intensive, herrliche Sause mit allerfeinsten Heavy-Klassikern teutonischer Prägung darf man dann danach vom Headliner erwarten: Die Setlist des Abends ist in etwa mit dem Konzertmitschnitt identisch, welcher unlängst in Form des Doppel-Livealbums „Live – Back To The Roots“ unters Volk gebracht wurde. Im regulären Teil reiht sich also bereits eine unsterbliche Hymne an die andere: 'Starlight', 'Living For Tonite', 'Flash Rockin' Man', 'London Leatherboys', 'Midnight Mover', 'Breaker', 'Head Over Heels', 'Neon Nights', 'Restless And Wild', 'Son Of A Bitch', 'Up To The Limit', 'Wrong Is Right', 'Screaming For A Love-Bite', 'Monsterman', 'T.V. War', 'Losers And Winners' oder der Party-Kracher 'Midnight Highway'. Gut zweieinhalb Stunden stehen DIRKSCHNEIDER, also Udo Dirkschneider mitsamt seinen U.D.O.-Mannen, auf der Bühne und zelebrieren eine unvergleichliche Huldigung an Accept. Dabei legen die Jungs keine Eile an den Tag, sondern lassen immer mal wieder diverse Solo-Spielereien zwischen den Songs durchschimmern. Zu jeder Sekunde ist erkennbar, dass insbesondere die beiden Gitarristen Andrey Smirnov und Kasperi Heikkinen ungemein viel Spaß daran haben, die Songs der Ex-Band ihres Bosses zu zocken. Auch U.D.O.-Urgestein Fitty Wienhold kann es sich nicht verkneifen, dem Publikum seine Künste am E-Bass zu demonstrieren. Allerdings konzentriert sich der sympathische Viersaitenquäler eher darauf, die Fans zu animieren, nach seinen Tönen mitzugrölen. Eine sichere Bank ist Udos Sohn Sven Dirkschneider hinter dem Schlagzeug: Unglaublich, wie ausdauernd der Jungspund trotz der langen Spielzeit eine überaus treibende, coole Rhythmusarbeit abliefert!

Wie gesagt lassen sich DIRKSCHNEIDER an dem Abend genügend Zeit: 'Princess Of The Dawn' beispielsweise wird mit Mitsingparts versehen scheinbar endlos ausgeweitet. Schauer jagen einem in schöner Regelmäßigkeit über den Rücken, beispielsweise wenn die Fans Sprechchöre wie die eben besagten intonieren oder vor dem Zugabenblock den Mittelteil von 'Balls To The Wall' lautstark gröhlen. Apropos: Nicht weniger als gleich fünf Songs gibt's noch mal obendrauf, darunter absolute Hymnen wie 'Metal Heart', 'I'm A Rebel', 'Fast As A Shark', 'Balls To The Wall' und das abschließende 'Burning'. Der Schalk sitzt Udo im Nacken, als er das hinlänglich bekannte 'Balls To The Wall' als neuen Song ankündigt, den die Band noch nie zuvor live gezockt hat. Natürlich kann man überall Haare in der Suppe finden: So mancher Hit wurde nicht gespielt ('Run If You Can' wäre da zum Beispiel einer meiner Favoriten gewesen), aber so ist das nun mal bei einer einigermaßen „begrenzten“ Spielzeit: Nach Ende des Abends hat man als Fan den Eindruck, dass man irgendwie trotzdem eine mehr als amtliche Vollbedienung in Sachen Accept bekommen hat. Während sich bei so mancher Band halbstündige Auftritte ewig in die Länge ziehen, ist sämtliche Müdigkeit beim DIRKSCHNEIDER-Konzert wie verflogen: Von Anfang bis Ende feiert das Publikum lautstark mit und ist dankbar für jede einzelne Note. Im Nu sind die zweieinhalb Stunden Spielzeit vorüber. Auch die Musiker selbst sind immer wieder überwältigt von den frenetischen Reaktionen der Fans, so dass spontan auch mal noch eine weitere Strophe von 'Balls To The Wall' beispielsweise gezockt wird. Und über die unvergleichliche Präsenz Udos sowie seine charismatische Reibeisenstimme braucht man ohnehin keine Worte zu verlieren. Natürlich gibt's Nörgler, die sich fragen, ob es heutzutage nötig ist, zwei Bands zu haben, die die alten Accept-Sachen spielen, und ja, natürlich ist bei DIRKSCHNEIDER in Form von Udo nur ein einziges Original-Mitglied mit von der Partie. Doch die restlichen Musiker sind nicht irgendwer, sondern langjährige Wegbegleiter des Frontmanns. Und, mit Verlaub gesagt, Dirkschneider war und ist DIE Stimme von Accept! – Natürlich darf man seinen kompetenten wie sympathischen Nachfolger Mark Tornillo nicht in Misskredit bringen, dafür macht er seine Arbeit bei den Accept der Gegenwart einfach zu gut. Die alten Klassiker der Band verbindet man indes nach wie vor natürlich mit dem Gesang des Udo Dirkschneider.

Beim ruhigen 'Winterdreams' im normalen Set läuft einem ein Gänsehautschauer über den Rücken, kommt in solchen Momenten doch Wehmut auf, Udo zum letzten Mal mit ausschließlich Accept-Songs im Gepäck zu sehen. Dieses Gefühl eines Abschiedes wird dann beim Sinatra-Klassiker 'My Way', das zum Ende des Zugabenblocks aus der Konserve ertönt, während sich die Band verabschiedet, noch intensiver: Komisches Gefühl, so etwas in der Form zukünftig nie mehr live erleben zu dürfen: Aber immerhin hat sich der „German Tank“ mit einer absoluten Killershow verabschiedet, die keinerlei Wünsche offen ließ! – Man kann es gar nicht oft genug sagen: Vielen Dank, Udo, für all die geilen Konzerte und für die Unmengen an zeitlosen Metal-Klassikern! - Auf bald!!!

 

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