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Der verwinkelte Laden ist gut gefüllt, als pünktlich um acht die Italiener HIEROPHANT auf die Bretter steigen. Vorher noch etwas Kunstblut übergekippt, einmal in den Kohlekasten gegriffen und mit den Pfoten im Gesicht rumgeschmiert, fertig ist der böse Watz! Das Trio zelebriert doomenden, Celtic-Frost-inspirierten Death Metal mit latenter Bolt-Thrower-Kante an der Gitarre. Weniger große Gesten und mehr straighter Metal würden aber gut tun, wobei man den Bassisten der Truppe noch extra erwähnt haben sollte, der mit allen Kniffen agiert: draufhauen, Feedbackorgien und sogar das eine oder andere Gitarrenriff auf dem Tieftöner. Amtliche Eröffnung der abendlichen Sause also.

Da sich alle Bands das Equipment teilen, sind die Umbaupausen gerade lang genug, um an der Tränke ein Erfrischungsgetränk zu ordern, weiter geht’s mit CARNATION aus Belgien, die zwei Messbecher in einen Maßkrug schütten. Zu gleichen Teilen vermengt finden sich schwedisch geprägte Kettensägen-Riffs und amerikanische Tontechnik Marke Cannibal Corpse. Haare fliegen, der Club geht erstmals richtig steil. Während sich der Sänger durch Nummern wie 'Plague Breeder' oder 'Disciples Of Bloodlust' gurgelt und seine Birne gerne mal in die rot beleuchteten Nebelfontänen steckt, nickt die Instrumentalfraktion eifrig mit den Köpfen und nicht wenige neue Freunde stehen nach dem Auftritt auf der Haben-Seite der Band.

Thüringen kann Wald! Kettensägen und Äxte liegen in der Genetik der Einwohner verankert. Wieso DESERTED FEAR zum Besten zählen, was die hiesige Death-Metal-Szene zu bieten hat, macht der Vierer hier in der folgenden Stunde eindrucksvoll klar. Routiniert und dennoch nicht unnahbar bietet man einen guten Querschnitt durch alle Alben, fräst, hobelt und sägt sich mit sichtbarer Spielfreude durch Tracks wie 'Kingdom Of Worms', 'Welcome To Reality' oder 'The Carnage'. Gitarrist und Energiebündel Fabian lässt seine beachtliche Matte kreisen, während Sänger Manuel breitbeinige Verrenkungen vor seinem Mikro veranstaltet und mit kumpelhaften Ansagen der tobenden Meute ein ums andere Mal einige Lacher abringt. Der Schweiß tropft von der Decke, als man mit 'All Will Fall' definitiv auf die Zielgerade einbiegt. Death Metal vom Feinsten, bei ziemlich gutem Sound und fairen Preisen. Eine Zugabe gibt’s noch, dann öffnet sich die Tür in die Kreuzberger Nacht. Grandioses Konzert!