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„Grimen“ von GLOSON ist so reich an Details, dass man mit Gitarrist Anders noch lange über dieses Thema quatschen kann. Da gibt es zum Beispiel das sehr dunkle und auch sterile Album-Artwork. Es gibt diesbezüglich viele Einzeldetails zu entdecken, aber besonders spannend ist der Fokus, den das Cover-Artwork selbst wählt, nämlich der Arm und die Hand, die einer Person ins Gesicht „schlägt“. Hier scheint man das Zentrum der Kraft zu erkennen, von welcher alle Energie kommt: „Das Albumkonzept hinter „Grimen“ ist ein kreativer Ausdruck unserer inneren Gedanken. Aber, wie gesagt, das Kernkonzept wurde um eine Kreatur der nordischen Folklore gebaut, nämlich Mara/Mare, welche die Personifikation von Alpträumen ist. Mara ist somit ein böser Geist, der auch die Form eines Tiers annehmen und so ein lebendes Wesen kontrollieren kann. Mara taucht auch in anderen Formen der Folklore auf, und zwar in unterschiedlichsten Variationen. Es gibt zum Beispiel eine kroatische Version, in welcher Mara die Form einer Frau annimmt und Männer jagt. Wenn man das alles bedenkt, dann haben wir den Künstler hinter dem Artwork die Geschichte auf seine eigene Art interpretieren lassen.“

Ähnlich vielseitig wie die Kreaturen der nordischen Folklore ist auch die Liste der Bands, die scheinbar die Schweden zu ihrer Musik inspiriert haben. Da liest man Namen wie Neurosis und Kongh, aber auch Amebix und Terra Tenebrosa. Während die ersten beiden Truppen deutlich in „Grimen“ zu hören sind, ist dies bei den beiden letzteren nicht so einfach. Inwiefern sind Amebix und Terra Tenebrosa für die Kunst von GLOSON relevant? „Es geht um Energie und Atmosphäre. Terra Tenebrosa machen ziemlich angsteinflößende Musik, wenn man in der richtigen Stimmung ist während man sich deren Kunst anhört. Es gibt ganz offensichtlich keine greifbare musikalische Ähnlichkeit zwischen ihnen und uns, aber sie und auch ähnliche Künstler können sehr inspirierend sein, weil sie einfach so viel Energie und Atmosphäre aufbauen. Aber um ganz ehrlich zu sein, haben wir auf Facebook einfach die Namen von Bands hingeschrieben, von denen wir der Meinung sind, dass sie Unterstützung und Aufmerksamkeit bekommen sollten – einfach weil sie gute Musik machen. Inspiration speist sich ja aus so vielen Quellen, man tut der Inspiration somit Unrecht, wenn man nur Musik als Quelle auflistet. Ich denke tatsächlich, dass wir mehr davon inspiriert werden, was in unserem persönlichen Leben abgeht. Apropos, viel zu viel Musik heutzutage ist einfach zu langweilig, um davon inspiriert zu werden. Ein Buch oder ein Spaziergang durch die Wälder ist da wesentlich anregender.“

Für das Mastering von „Grimen“ haben sich GLOSON einen alten Hasen besorgt, nämlich Magnus Lindberg von Cult Of Luna. Wie kam man denn gerade auf diesen Herrn? „Wir haben Magnus nie persönlich kennengelernt, aber wir alle kennen Cult Of Luna sehr gut, und wir lieben das Zeug, das er bereits gemischt und gemastert hat. Insofern war es nur natürlich, dass wir ihn ausgesucht haben, da wir jemanden gebraucht haben, der unseren Sound versteht. Das ist dann alles glatt gelaufen, und er hat eine Bestie in eine noch viel gefährlichere verwandelt.“

Art of Propaganda aus hiesigen Landen kümmern sich um die Veröffentlichung von „Grimen“. Wie kam es zu dieser Labelwahl? Letztlich ist Schweden ja bekannt für eine Reihe von sehr guten, lokalen Labeln. „Christian und ich haben schon über Jahre mit anderen Bands mit Art of Propaganda zusammengearbeitet. Wir haben uns in diesen Jahren einfach kennengelernt. Ich habe auch gesehen, wie sich das Label entwickelt hat, und was noch wichtiger ist, ich vertraue dem Label. In dieser Industrie musst du als Band wirklich aufpassen – es gibt viele Menschen da draußen, die nur unser Talent ausnutzen oder Geld verdienen wollen. Das ist ein Faktum, und ich habe es selbst des Öfteren erlebt. Mit Art of Propaganda haben wir vollkommene künstlerische Freiheit, und das ist für uns schlicht das wichtigste. Ich habe keine Idee, mit wem wir in Zukunft arbeiten werden, aber für fühlt sich jetzt alles gut an.“

Zum Abschluss soll uns Anders noch etwas Persönliches verraten, und zwar welche Bücher auf seinem Nachtkästchen liegen: „Ich wünsche mir, ich hätte mehr Zeit, um Bücher zu lesen, aber zumindest führe ich mir derzeit viele Bücher über alte Sagen zu Gemüte, sofern ich es zeitlich hinkriege. Das ist ein Thema, das mich schon immer interessiert hat, weil es da einfach viel Obskures und Bizarres zu entdecken gibt. Aber wie gesagt, es ist derzeit nicht ganz so einfach, weil in meinem Privatleben einiges passiert, das meine volle Aufmerksamkeit verlangt. Ich lese aber momentan verstärkt, was in der Welt so passiert, denn offensichtlich sind alle in sehr kurzer Zeit vollkommen wahnsinnig geworden. Es gibt nicht viele Dinge, die ich so sehr verachte wie Politik und natürlich die Politiker selbst, aber gleichzeitig ist es wichtig, ein wachsames Auge darauf zu haben, was da draußen so passiert.“

 

Text: Jonathan Jancsary

Foto: Ogino Design / www.facebook.com/Glosonswe/