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Drehen wir jedoch das Rad der Zeit noch etwas zurück und lassen wir Michael Revue passieren, wie es zu seiner Liebe zu Status Quo überhaupt erst kam. "Für mich ging es los mit der Musik, als ich mit ca. 10 Jahren den Beatles-Film "Help!" im Fernsehen sah. Kurze Zeit später bekam ich dann das gleichnamige Album, und natürlich wollte ich dann ebenfalls Gitarre spielen. Ich nervte meine Eltern so lange, bis sie mir meine erste Akustikgitarre kauften. Einige Monate später entdeckte ich Status Quo. Sie hatten 1975 eine Live-EP mit vier Titeln herausgebracht, und ein Song davon – 'Roll Over Lay Down' – wurde regelmäßig im Radio gespielt. Wow, dieser Sound war doch eine ganz andere "Hausnummer" als jener der Beatles – ich war hin und weg und wollte unbedingt lernen, wie dieser Track auf der Gitarre funktioniert. Das nächste Schlüsselereignis war dann 1976 die "Blue For You"-Tour von SQ. Ich hatte meinen Vater schließlich überredet, mit mir zusammen den Gig in der Dortmunder Westfalenhalle zu besuchen (am 06.06.76 – weiß ich natürlich noch, und die 13 DM teure Eintrittskarte habe ich selbstverständlich bis heute aufbewahrt). Die Band hatte damals ihren Zenit erreicht – auf der Bühne einzigartig, unschlagbar. Sie waren die Erfinder des "Head Banging" und tatsächlich die ersten, die mit tiefer gestimmten Gitarren spielten (zu hören z.B. auf 'Backwater' oder '4500 Times'). Und seit diesem Tage meinte ich zu wissen, wie die Zukunft verlaufen müsse… Nun ja, letztlich ist es dann doch anders gekommen als von mir in Teenager-Jahren herbeigesehnt. Und dies sicherlich zu meinem Besten, wie ich heute weiß. Sänger/Gitarrist Peter Wagner und ich sind mit Quo aufgewachsen. Wir waren so etwa zwölf Jahre alt, als sie ihre größten Erfolge feierten. Wie schon erwähnt, habe ich die Band erstmals im Rahmen ihrer "Blue For You"-Tour 1976 gesehen. Damit hat alles angefangen. Quo waren in der Original-Besetzung absolut einzigartig und live unschlagbar – vier Farben, die perfekt zusammen passten. Und sie waren so unglaublich laut... Dieser erste Gig und die in den nächsten Jahren folgenden Konzerte, die ich besuchte, haben mich so stark beeindruckt, dass die Band lange Zeit eine bedeutende Rolle in meinem Leben spielte. SQ war eine ganz besondere Band, denn sie haben den ‚Heads Down Legs Apart No Nonsense Boogie‘ geprägt. Keine andere Band hat den 12 Bar Blues bzw. Shuffle je wieder so gespielt. Uns und alle anderen Musiker eingeschlossen. Quo haben ihre Sache absolut auf den Punkt gebracht. Deshalb haben sie ihren Platz in der Rockgeschichte redlich verdient."

Eigengewächse und eine Hommage

Sprechen wir über "Brothers In Boogie", auf dem sich neben 13 eigenen Titeln auch noch zwei Coverversionen von Status Quo befinden: Cool ist, dass PILEDRIVER mit 'Don't Think It Matters' und 'Drifting Away' zwei Stücke ausgewählt haben, die zwar eher weniger bekannt, dafür aber nicht minder genial sind. "Die beiden von uns ausgewählten Tracks sind zu Unrecht ein wenig in Vergessenheit geraten. Zudem stammen diese aus der Zeit, in der Status Quo ihren Sound geprägt haben. Und dieser wiederum hat sehr viel mit dem Einfluss der Original-Rhythmus-Sektion zu tun, Bassist Alan Lancaster und Drummer John Coghlan. Die beiden Tracks hat Alan geschrieben, der Mitte der 1980er Jahre die Band verlassen musste, obwohl er Gründungsmitglied gewesen ist. Spätestens mit seinem Ausscheiden haben die ‚echten‘ Quo aufgehört zu existieren. Dass wir seine Songs bearbeitet und neu aufgenommen haben, verstehen wir als Hommage an ihn."

Als Produzent für "Brothers In Boogie" konnte indes Stefan Kaufmann (Accept, U.D.O.) gewonnen werden. "Peter Wagner und ich kennen Stefan Mageney (Sänger von Crystal Ball) schon seit ca. 30 Jahren. Bei einem Gig der Band sind wir uns nach langer Zeit wieder einmal über den Weg gelaufen, und da wir gerade auf der Suche nach einem geeigneten Produzenten und Studio für unser zu dem Zeitpunkt noch in Planung befindliches "BIB"-Album waren, fragten wir Stefan M., wo und mit wem sie denn das letzte Crystal Ball-Album aufgenommen hätten. Von ihm erhielten wir die Kontaktdaten von Stefan Kaufmann. Bis dato wusste ich gar nicht, das er neben Accept und U.D.O. auch andere Bands aufnimmt und produziert. Ich habe Stefan angerufen, ihm vorab ein paar Demos geschickt, und nach einem persönlichen Treffen sind wir uns handelseinig geworden. Nachdem wir im Mai 2013 in Peters Home-Recording-Studio mit der Entwicklung und der Vorproduktion der 13 "BIB"-Tracks begonnen und daran zwei Jahre gearbeitet hatten, siedelten wir schließlich im Mai 2015 über nach Solingen in das ROXX-Tonstudio von Stefan Kaufmann. Dort haben wir dann alles auf Null gestellt und mit den Aufnahmen noch einmal von vorn begonnen. Stefan hat übrigens auch bei zwei Tracks als Musiker mitgewirkt, da er nach eigenem Bekunden großen Spaß an der Produktion hatte; er hat die Drums für unser achteinhalbminütiges Opus 'Last Words' eingespielt, und auf 'Mountain' hat er einen Teil der Leadgitarren beigesteuert."

Wider dumpfe Parolen, für Demokratie, Freiheit und Solidarität

Neben allen "Natural Born Rockers" widmen PILEDRIVER ihr "Brothers In Boogie" auch den Flüchtlingen, die für eine bessere, aber unsichere Zukunft alles aufs Spiel setzen. "Für uns sind die Flüchtlinge die wahren Rocker, denn - wie Du bereits sagst – setzen sie für ihre Freiheit und für eine - möglicherweise - bessere Zukunft alles auf eine Karte. Das nötigt uns großen Respekt ab! Ich kann mir umgekehrt kaum vorstellen, hier in Deutschland alle Zelte abzubrechen und in ein mir fremdes Land zu ziehen, dessen Sprache und Kultur mir nicht vertraut sind. Persönlichen Kontakt hatte ich noch nicht zu Flüchtlingen, aber es gibt in unmittelbarer Nähe meiner Privatwohnung eine Flüchtlingsunterkunft. Ab und an sieht man sich, lächelt sich an und hebt die Hand zum Gruß. Aufgrund der sprachlichen Barrieren ist bis jetzt aber nichts darüber hinausgegangen. Im richtigen Leben - abseits der musikalischen Aktivitäten – betreibe ich ein Fortbildungsinstitut (siehe www.sommerhoff.de); wir führen Vorbereitungslehrgänge auf Prüfungen in der IHK-Aufstiegsfortbildung durch. Aufgrund der Entwicklungen in den letzten zwei Jahren wollen wir unser Angebot nun auch um Sprachlehrgänge erweitern. Im Rahmen unserer Möglichkeiten möchten wir auf jeden Fall zur Integration der Zuwanderer in unsere Gesellschaft beitragen. Wie man der Widmung auf der Rückseite des "BIB"-Booklets entnehmen kann, sind wir der Überzeugung, dass die Zuwanderung für Deutschland sowie auch die anderen EU-Staaten mit alternden Gesellschaften und deshalb mit auf tönernen Füßen stehenden Sozialsystemen ein Glücksfall ist. Natürlich können die Menschen aus fremden Ländern nicht sofort die Arbeitsplätze der bereits jetzt schon spürbar fehlenden Fachkräfte ausfüllen. Es wird zehn bis 15 Jahre dauern. Und es wird sicherlich viel Geld kosten. Aber wie sollen wir denn den Fachkräftemangel ausgleichen? Selbst bei einer sofortigen signifikanten Erhöhung der Geburtenrate würde diese doch nicht helfen. Studien besagen, dass bis 2030 bereits eine Million Fachkräfte mit Berufsausbildung fehlen werden. 2013 betrug die Zahl der Erwerbsfähigen in Deutschland 62 Millionen Menschen. In 2060 werden es trotz des Zuzuges aus dem Ausland wohl nur noch 51 Millionen sein. Kein Mensch kann sich ausmalen, welche Verwerfungen dies für unsere Volkswirtschaft bedeuten wird. Wir sollten also sehr dankbar sein, wenn Mitbürger mit ausländischen Wurzeln sich für ein Leben bei uns entscheiden. Denn dies ist die einzige Möglichkeit, den erreichten Wohlstand annähernd zu sichern. Und das Rentenniveau würde ohne erheblichen Bevölkerungszuwachs von außen in 2040 sicherlich nicht einmal mehr den heute prognostizierten 41,7% des letzten Bruttoverdienstes entsprechen. Auch wenn wir mit Musik und engagierten Texten die Welt natürlich nicht verändern können – wir müssen gegen die nationalistischen Tendenzen und die dumpfen Parolen der Ewiggestrigen ein Zeichen setzen. Bislang hatten wir in der Tat das große, aber nicht selbstverständliche Glück, in Frieden und Freiheit leben zu dürfen. Dass dies auch in Zukunft so sein wird, ist nicht ausgemacht, wenn Volksverhetzer wie AFD-Höcke, Petry und Komplizen tatsächlich die Gelegenheit zur Machtübernahme erhalten sollten. Deshalb sollten wir für Demokratie, Freiheit und Solidarität eintreten – wir dürfen es noch; in manchen Ländern, die in gar nicht so weiter Ferne liegen, ist das nicht mehr der Fall."

Überschäumende Lebensfreude, unbändige Energie und Emotionen

Kommen wir zurück zur Musik, genauer gesagt - natürlich - zu Status Quo: Wie steht jemand, der seit so vielen Jahren bei einer Tributband spielt, zu den heutigen Aktivitäten der Formation? - Man meint ja landläufig, dass Sänger/Gitarrist Francis Rossi & Co. in Würde gealtert sind. "Nein, wir mögen die jüngeren Produktionen nicht mehr. Auch die meisten Sachen aus den späten 1980er und den 1990er Jahren finden bei uns kein Gehör mehr, weil die Songs recht beliebig und banal sind. Es fehlt eben die spezielle Chemie, über die nur die "Frantic Four"-Formation verfügte. Demzufolge können wir mit dem Quo-Line-up dieser Tage nicht mehr viel anfangen, denn dieses reicht selbstverständlich nicht an das Original heran; schon deshalb nicht, weil die Mitmusiker von Francis Rossi und Rick Parfitt bei Weitem nicht über das Charisma und die Bühnenpräsenz von Alan Lancaster und John Coghlan verfügen. Außerdem sind es für jedermann erkennbar austauschbare angestellte Musiker, die nicht das repräsentieren und leben, wofür der Name "Status Quo" einst stand. Das Problem, das ich heute mit Quo habe ist, dass ich sie nicht mehr als eine Einheit, als eine Band im eigentlichen Sinne ansehen kann. Aber das ist ein anderes Thema und lediglich meine persönliche Meinung... 2013 und 2014 haben die "Frantic Four" ja noch zwei Reunion-Tourneen gespielt, und man hat den Unterschied zum anderen Line-Up sofort gehört. Da war die spezielle Chemie und der Sound wieder, der uns damals so begeistert hatte – nach all den Jahren konnten sie also immer noch liefern! Die Dublin-Show am 12. April 2014 hätte den Schlusspunkt bilden müssen, denn da hatte sich der Kreis geschlossen. Es geht halt nichts über das Original!"

Getroffen hat Michael seine Idole bis dato nur zweimal: "Quo wissen sicherlich von unserer Existenz, und unsere CDs sind über Fanclubleute auch bei ihnen angekommen. Was man dort über unsere Aktivitäten denkt, ist mir aber nicht bekannt. Ich habe Rossi und Parfitt im Jahre 2000 zusammen mit Fanclubvertretern während einer Promo-Tour in einem Kölner Hotel getroffen, und wir haben ein paar Minuten miteinander geplaudert. Ich kann und möchte mir kein Urteil über die Menschen Rossi und Parfitt erlauben; aus heutiger Sicht würde ich ein persönliches Treffen aber nicht wiederholen wollen. Es zerstört die Illusionen, die man sich von Stars macht. Und das ist doch schade! Man will doch glauben, dass diese Menschen auch abseits der Bühne etwas ganz Besonderes sind. Und häufig ist das eben nicht der Fall. Erwähnt werden muss aber, dass wir im Dezember 2005 in der Zeche Bochum eine Show mit Original-Quo-Drummer John Coghlan spielen konnten. Das war für uns als alte Fans natürlich das Größte! Wenn mir das einer in den 1970er Jahren vorausgesagt hätte… und John ist in der Tat einer der weltbesten Shuffle-Drummer, der einen ganz eigenen und sofort identifizierbaren Stil geprägt hat. Wir sind sehr stolz darauf, dass wir diese Gelegenheit hatten."

Status Quo sind generell eine Band, die mitunter stark polarisieren kann: Entweder man liebt oder man hasst sie. "Sie polarisieren, da hast Du vollkommen recht. Das war schon immer so. Ich verstehe allerdings nicht, wie ein Rockfan die "Frantic Four" – Besetzung der Band nicht mögen kann. Quo sind der Ursprung all dessen, was danach kam. Und sie sind eine Band des Volkes, keinesfalls die Favoriten der Akademiker, denen diese Musik zu einfach strukturiert ist. Für mich steht Quo für überschäumende Lebensfreude, unbändige Energie und Emotionen. Auf CD oder Vinyl entfalten die Songs nicht ihre Wirkung und ihr Potential. Man muss es live erleben. Kein Zufall, dass die Die-Hard-Quo-Fans meist sehr bodenständige, geradlinige und sehr emotionale Menschen sind – die auch keinerlei Veränderungen wünschen. Insofern gibt es keinen passenderen Namen für diese Band als jenen, den sie schließlich gewählt haben. Auch wenn ihnen die Bedeutung dieser lateinischen Phrase seinerzeit wohl gar nicht bewusst bzw. bekannt war, wie sie selbst einmal bekundet haben. Dass man die heutigen Quo nicht mag, kann ich im Übrigen sehr gut nachvollziehen - die Magie ist dahin."

Alles ist endlich

Voraussichtlich nächstes Jahr wird es einen Live-Mitschnitt eines PILEDRIVER-Konzertes auf DVD / Blu-Ray geben. "Ich hatte den Wunsch, eine Show dieser Band, mit der ich schon so lange spiele, festzuhalten. Nur für uns, für mich, damit ich mir in 25 Jahren noch einmal anschauen und -hören kann, wie gut dieses Line-Up auf der Bühne funktioniert hat und wie viel Spaß uns die Gigs bereitet haben. Alles ist endlich, und deshalb das Bedürfnis, einen Gig zu konservieren. Leider gibt es keine Aufzeichnungen der "Frantic Four"-Shows aus den 1970er Jahren – darum und dafür würde ich eine Menge geben! Am 3. Oktober 2015 haben wir ein zweistündiges PILEDRIVER-Konzert in der Bochumer Stadthalle aufgezeichnet. Wir hatten das Kamerateam von RCNTV, die für diverse bekannte Acts (U.D.O., Unheilig u.a.) gefilmt haben. Tonmann war Arne von Schilling, der viel für U.D.O. (aber auch für Thomas Anders) arbeitet. Absolute Profis, und da wiederum Stefan Kaufmann für den Schnitt sowie die Nachproduktion verantwortlich zeichnete, ist es ein erstklassiges Produkt geworden. Mir jedenfalls gefällt es sehr gut, und ich freue mich, dass ich dieses Zeitdokument habe. Wir haben sieben Titel vom "BIB"-Album aufgenommen sowie ein Best-Of der "Frantic Four". Gitarren-, Drum- und Keyboardsoli sind natürlich unvermeidbar und inklusive! Release voraussichtlich Anfang 2017. Wir planen jetzt allerdings schon etwas Neues. Ein Bekannter hat mich auf die Idee gebracht, eine Show im 360 Grad-Verfahren aufzuzeichnen. Dann haben die Fans das Gefühl, sie seien mit uns auf der Bühne und wir könnten gemeinsam abrocken. Das will ich auf jeden Fall noch machen! Und die Songs für ein "BIB"-Nachfolgealbum sind ebenfalls schon geschrieben. Diesmal lassen wir nicht noch einmal zehn Jahre zwischen zwei Alben verstreichen!"

Zunächst einmal soll Anfang 2017 kräftig getourt werden. "Bevor es in die konkreten Tourplanungen geht, warten wir nun erst einmal die Resonanz auf das neue Album ab. Eine Tour wird es dann sicherlich zum Release unserer BluRay/DVD geben, um die CD als auch den Konzertmitschnitt zu unterstützen. Die meisten Fans haben wir sicherlich in UK, den Niederlanden, aber – wenn man Facebook Glauben schenken darf – auch in einigen osteuropäischen Ländern, insbesondere Ungarn und Polen. Aus Brasilien liegt eine Anfrage für eine Mini-Tour vor. Wir werden sehen…"

http://www.piledriver.eu/