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TYRANNI „Baron Af Avoghetens Smärta“
(New Era)
Genre: Melodic Black Metal
TyranniOhne großes Tamtam und ohne viele Worte haben die schwedischen Black-Metaller TYRANNI ihr Debütalbum „Baron Af Avoghetens Smärta“, das mit über 50 Minuten auf eine ordentliche Länge kommt, veröffentlicht. Hinter dem Namen TYRANNI scheinen sich die drei Musiker Förbannelse, Likaska und Svartpest zu verstecken – wer aber welche Instrumente bedient, ist nicht eindeutig. Macht auch nichts, denn es ist offensichtlich, dass es den Schweden auf „Baron Af Avoghetens Smärta“ darum geht, eine mysteriöse und geisterhafte Gesamtatmosphäre zu erschaffen und da wären wohl zu viele Informationen nur hinderlich gewesen. Es passt also zur Musik, diese Geheimniskrämerei sowie die sehr klassischen 90er-Jahre-Bandfotos, die das ihrige zur Stimmung beitragen. Musikalisch bieten TYRANNI klassische schwedische Schwarzmetall-Riffs, in den Hintergrund gemischte Drums und dominante Keyboard-Momente, die primär an die Polen von Evilfeast erinnern und die offensichtlich durch ihr Klirren das heimelige Wohnzimmer unheimlich machen sollen (was ihnen auch gelingt!). Die grimmigen Vocals fügen sich passend in die Songstrukturen ein, setzen aber selten eigene Akzente, sondern sind als Instrument neben den anderen zu verstehen. Wenn geschrieben steht, dass die Keyboards zentral sind, dann darf trotzdem nicht der Fehler gemacht werden, TYRANNI in die Nähe von so genannten „symphonischen“ Bands zu rücken. „Baron Af Avoghetens Smärta“ ist ein raues Black-Metal-Werk, das viele Passagen (man höre sich zum Beispiel den Mittelteil von ,Kittel Af Tyranni‘ an) rein durch Drums und Gitarren gestaltet. Nichtsdestotrotz sind die Keyboards für Kompositionen wie zum Beispiel ,I Besvärjelsens Namn‘ mehr als nur Untermalung und Unterstreichung, ja, das Instrument übernimmt gezielt eine führende Rolle. Atmosphärisch ist TYRANNI so ein großer Wurf gelungen, denn alle Songs des Debüts sind stimmig ausgefallen und erschaffen den Soundkosmos auf ihre Art und Weise. Leider ist das Songwriting dafür an einigen Stellen schlicht zu simpel, und damit vorhersehbar ausgefallen. Die Gestimmtheit eines Songs beziehungsweise dessen Grundatmosphäre ist wichtig (im Black Metal sowieso), aber die Komposition darf auch nicht so schlank werden, dass sie kaum mehr sichtbar ist – anders gesagt: Manchmal ist weniger nicht mehr, sondern schlicht zu wenig. Trotzdem: Fans von melodischem Black Metal sollten reinhören, „Baron Af Avoghetens Smärta“ hat atmosphärisch einiges zu bieten. (JJ)
11 Punkte