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Sind Lion Spirits und absinthe.de ein Mittelding aus reinem Händler und Abfüller? 

LION SPIRITS ist ein Spirituosenimport und Vertrieb. Wir betreiben lion-spirits.de und absinthe.de. Alles begann als reiner Absinthe-Onlineshop, Ende 2000. Mit einer Brennerei aus der Schweiz haben wir ab 2005 eigene Marken (Absinthe Mansinthe, Absinthe Duplais, Absinthe Brevans etc.) entwickelt. Bis vor etwa zehn Jahren haben wir ausschließlich Absinthe und Absinthe-Zubehör verkauft, dann kamen zahlreiche weitere Spirituosen aus ganz unterschiedlichen Kategorien hinzu. Wir beliefern Konsumenten, Gastronomie, den Einzel- und Großhandel und exportieren auch ins Ausland. Die Produkte beziehen wir größtenteils von den Herstellern direkt. Schwerpunkt sind traditionelle und regionaltypische Spezialitäten. Wir befinden uns mit dem Sortiment in einer hochinteressanten Nische, denn im Gegensatz zu Industriegrößen verfolgen wir eine andere Strategie: Mehr Qualität statt Quantität. 

War Marilyn Manson aktiv auf der Suche nach einem Kooperationspartner für Absinthe, oder wurde von Ihrer Seite ein Konzept vorgelegt und Manson überzeugt?

Mansons Manager bestellte Anfang der 2000er Jahre Absinthe für Manson über meinen Shop. Irgendwann einmal kam es zufällig zu einem Telefonat, bei dem ich Gelegenheit hatte, zu fragen, für wen die Bestellungen sind. Einen Sekundenbruchteil, nachdem ich erfuhr, wer hinter den Bestellungen stand, war mir klar, dass wir eines Tages einen Absinthe für Marilyn Manson machen werden. Es dauerte nur ein paar Monate, dann wurde ich nach Basel zu einem Konzert eingeladen, denn Manson wollte mich kennenlernen. Ich war kein ausgesprochener Manson-Fan, wusste aber schon, was er macht. Es stellte sich heraus, dass er ein paar Leute persönlich kennt, mit denen wir zu der Zeit ebenfalls an Absinthe-Projekten arbeiteten. Wir haben ziemlich schnell einen Draht zueinander gefunden. 

 

Hat Manson nur seinen Namen hergegeben und das Endprodukt abgenickt, oder war er intensiv in die Geschmacksfindung des Tropfens involviert oder hat womöglich das Etikett mitgestaltet? Es ist von einem Projektvorlauf von zwei Jahren die Rede.

Bei unserem ersten Treffen hatte ich Manson vorgeschlagen, gemeinsam einen eigenen Absinthe zu entwickeln. Die Idee fand er spitze. Mein Partner aus der Schweiz konnte es anfänglich gar nicht glauben, als ich ihm erzählte, mit wem wir einen Absinthe entwickeln werden. Manson bekam dann Prototypen zugeschickt, die wir vorher geschmacklich mit ihm skizziert hatten. Er rief mich an, um seine Eindrücke zu schildern. Daraus wurden weitere Prototypen entwickelt. Nach zwei Jahren war das Produkt endlich fertig entwickelt. Das Etikett ist ein Bild („When I grow old, I need a drink“) von Manson, das er mit Aquarellfarbe und Absinthe gemalt hat. Manson hatte uns verschiedene seiner Bilder zur Auswahl gestellt. Diese fand ich persönlich am passendsten. 

 

Wenden sich solche Editionen vor allem an Sammler, die ihre Flasche(n) dann ungeöffnet als optisch attraktive Ausstellungstücke oder auch zur Wertsteigerung nutzen?

 

Unsere Absinthe werden ganz klar für den Konsum hergestellt, selbst wenn es Künstleredition sind. Von jeder Edition gab es bisher eine kleine Sonderserie für Sammler. Wer so etwas nur in den Schrank stellt, wird niemals erfahren, was für ein tolles Geschmackserlebnis er verpasst. 

 

Wurde seit 2007 etwas an Rezeptur oder Gestaltung geändert? 

Die Rezeptur wurde seit 2007 nicht geändert. Es wird eigentlich ständig produziert, da die Nachfrage selbst nach zwölf Jahren auf dem Markt noch erstaunlich hoch ist. 

 

Wann wurde die Goldmedaille in San Francisco gewonnen? Geht Absinthe Mansinthe immer noch bei Wettbewerben ins Rennen, oder werden dafür neuere Produkte genutzt?

Unser amerikanischer Vertriebspartner hatte Absinthe Mansinthe 2008 bei den San Francisco World Spirits Awards eingereicht. Die Goldmedaille dort belegt eindrucksvoll, dass uns mit Mansinthe ein exzellentes Produkt gelungen ist, das keinen Vergleich scheuen muss. Für uns stellt es einen idealen Einsteiger-Absinthe dar, der einfach und gut rezeptiert ist und daher sehr viele Kunden anspricht. Das haben uns immer wieder internationale Connaisseure bestätigt. Wenn man für ein Produkt eine Goldmedaille erhalten hat, lässt sich das nicht mehr steigern, daher reichen wir keine Produkte mehr bei weiteren Wettbewerben ein.

 

Mit welchen weiteren Künstlern aus dem musikalischen „hart und düster“-Terrain wären Kooperationen spannend?

Mit David Tibet von der englischen Band Current 93 verbindet uns eine lange Freundschaft. Demnächst wird es eine kleine Sonderauflage (Absinthe Duplais Vintage) mit einem Gemälde von ihm als Etikett, das ich zu Hause als Original hängen habe, geben. Das wird ein ganz besonderer Tropfen. Es gibt auch einen Absinthe Brevans H.R. Giger, den wir zu Lebzeiten mit dem Schweizer Künstler entwickelt haben. Weitere Edition haben wir mit Steve Stapleton von Nurse With Wound, mit Peter Christopherson von Coil und mit Gottfried Helnwein gemacht. Weitere Kooperationen sind derzeit nicht geplant. 

 

Welche Fehler kann man beim Kreieren eines eigenen Absinths machen, was sind die Tücken der Materialbeschaffung und Herstellung?

In einem französischen Rezeptbuch aus dem 19. Jahrhundert wird beschrieben, dass es essentiell wichtig ist, die Zutaten möglichst sorgfältig auszuwählen. Im Prinzip ist es ja auch mit gesundem Menschenverstand nachvollziehbar, dass man nur mit einwandfreien Zutaten ein leckeres Gericht kochen kann. Genauso muss man sich das beim Herstellen von Absinthe auch vorstellen. In meinen historischen Rezeptbüchern findet man zahlreiche Absinthe-Rezepte, die von den meisten französischen Brennereien im 19. Jahrhundert leicht abgewandelt verwendet wurden. Wermut, Anis und Fenchel stehen immer im Mittelpunkt. Charakterschaffend ist aber, was drumherum arrangiert wird. Zu weit von den historischen Rezepten sollte man sich aber nicht entfernen. Einfache Rezepte sind oftmals die besten. 

 

absinthe.de

lion-spirits.de