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Gefühlt halb Deutschland ist momentan erkältet und rotzt um die Wette. So auch einige Headbanger, die sich an diesem kalten, verregneten Sonntag aber davon nicht abhalten lassen, trotzdem extrem zahlreich zu erscheinen. Ziemlich assi ist aber, dann einfach den Einlass ohne Ankündigung nach hinten zu verschieben und die Fans bei diesen eisigen Temperaturen gute 45 Minuten vor der Türe warten zu lassen. Als die „heiligen“ Hallen dann endlich geöffnet werden, muss sich erst mal der eine oder andere mächtig auskotzen bzw. den Ärger mit etwas Gerstensaft herunterspülen. An Merchandise gibt es eine reichliche Auswahl von allen Bands zu vergleichsweise fairen Preisen.

Chronosphere 5

Eigentlich hätten Meshiaak auf dieser Tour die Anheizer-Rolle übernehmen dürfen. Statt ihnen sind nun aber nun doch die Griechen CHRONOSPHERE als Backup eingesprungen. Als das Quartett auf die Bühne geht und mit `Before It`s Gone` krachig loslegt, hat sich die Einlass-Schlange leider noch nicht völlig aufgelöst. Wer aber schon anwesend ist, wird gut mit klassischem Thrash Metal der gewisse zeitgemäße Anstriche hat, unterhalten. Die Band ist gut darin, eingängig und nachvollziehbar zu musizieren, aber dabei immer eine gewisse Komplexität sowie Technisches Mindestlevel beizubehalten. Dies hebt die Hellenen positiv von den zahlreichen reinen Retro- und Rumpel-Thrash Combos ab. Ein besonderer Hingucker ist der erst 2017 dazu gestoßene Lead Gitarrist Stam, dessen Spiel wirklich herrlich aggressiv, tight und energetisch ist. Zum Ende des Sets gibt während `Picking Up My Pieces` und `Brutal Decay` die ersten Mosh-Fraktionen direkt vor der Bühne zu sehen, was CHRONOSPHERE grinsend quittieren und zum Abschied noch eine herrlich metallische Version von Motörheads `Ace Of Spades` mitsingen. Klasse Anheizer-Gig!

Flotsam and Jetsam 9

FLOTSAM AND JETSAM sind in den letzten Jahren für alle Fans von klassischem Speed-/Heavy-/Thrash-Metal wieder ein vielbeachtetes Thema. Nicht nur das die Amis nach einer etwas schwächeren Phase nun bereits zwei bockstarke Alben in Reihe veröffentlicht haben: Das jetzige Line-up hat sich den Ruf erspielt, eine erstklassige Live-Band zu sein. `Prisoner Of Time` von der neuen Platte „The End Of Chaos“ gibt einen geilen Opener ab und das direkt folgende `Desecrator` vom Debüt sorgt gleich für ordentlich Banger und Mosher vor der Bühne. Der Sound ist erstklassig abgemischt und die Combo wirklich bestens eingespielt. So kommen heute auch die kleinsten filigranen Feinheiten nicht nur während `Iron Maiden` und dem ultra-brutal dargebotenen `Hammerhead` bestens zur Geltung. `Demolition Man` könnte sich anhand der beachtlichen Resonanz vielleicht als neuer Standard in der Setlist entwickeln und was während `I Live You Die` im Backstage Werk abgeht, ist schwer in Worte zu fassen. Die Fans drehen völlig am Rad, die erste Hälfte der Halle kocht und steuert beste Gang-Shouts und Backing-Vocals bei. Schon jetzt ist klar, dass FLOTSAM AND JETSAM heute einen vollen Triumphzug einfahren. Mit `Recover` gibt es ein weiteres Brandneues Stück zu hören, dass von Mr. Knutson herrlich gesungen wird. Eric ist und bleibt ein hervorragender Frontmann, der mit seinem Charisma als auch der sympathisch-bodenständigen Art zu punkten weiß. Und als man denkt es könnte nicht mehr besser kommen, holt die Band noch einmal alles aus sich heraus und thrasht mit `No Place For Disgrace` alles und jeden in Grund und Boden. Die Kinnladen klappen anhand dieser Machtdemonstration da dem ein oder anderen schon mal nach unten. Selbst Banger, welche die Bands schon mehr oder weniger abgeschrieben hatten und mit Null Erwartungshaltung und „Schauen wir halt mal“ Gleichgültigkeit angetreten waren, sind völlig geplättet von dieser makellosen Performance. Leider musste anhand der recht knapp bemessenen Spielzeit aber der Klassiker `Hard On You` außen vor bleiben. 

Destruction 7

Würde nun eine Band mit ähnlichem Stil folgen, könnte sie eigentlich nur verlieren. Insofern tut es auch der Abwechslung mehr als gut, dass es nun teutonischer, ruppiger und thrashiger wird. Die Großmeister DESTRUCTION geben sich mal wieder die Ehre in der Bayerischen Landeshauptstadt. Die Combo konnte sich in der letzten Zeit ordentlich verstärken. Erst holte man sich Drum-Koryphäe Randy Black (Ex-Annihilator/Primal Fear, Duskmachine) an Bord, dann auch noch einen zweiten Gitarristen. Interessant, dass nun nach SODOM die zweite Deutsche „BIG4“ Thrash-Combo aus dem klassischen Trio-Konzept ausbricht. Der 38 Jahre alte Damir Eskic hat unter anderem von Tommy Vetterli (Coroner, Ex-Kreator) gelernt und war neben diversen Gastbeiträgen bisher länger bei den der Power-/Heavy-Metal Band Gonoreas aktiv. Der gute Mann spielt gleichermaßen virtuos als auch brutal auf und stopft nicht nur während dem Eröffnungs-Trio `Curse The Gods`, `Release From Agony` (arschgeil mit zwei Klampfen!) und `Nailed To The Cross` wirklich jedes noch so kleine Soundloch perfekt zu. Saitenhexer Mike harmoniert prächtig mit seinem neuen Sidekick und hat schon lange nicht mehr so entspannt und zufrieden auf der Bühne ausgesehen. Randy hinter der Schießbude feuert seine Mitmusiker pausenlos an und streut immer wieder coole Fills und Feinheiten in sein Spiel ein, ohne ein altes Stück wie `Mad Butcher` damit zu überfrachten. Als einziger etwas gemächlicherer, melodischer und Midtempo-lastiger Moment innerhalb einer High Energy Show geht heute `Dethroned` vom letzten Album „Under Attack“ durch. Danach wird es wieder oldschoolig und das Gaspedal mit `Life Without Sense` und `Total Desaster` durchgetreten. Und Schmier? Seine Bühnenpräsenz als auch die Aura sind nach wie vor authentisch als auch beeindruckend. `The Butcher Strikes Back` und `Thrash `til Death` haben sich längst als moderne Klassiker etabliert, aber trotzdem kann kein DESTRUCTION Gig ohne den ein oder anderen Übersong aus alten Tagen enden. Also mobilisieren Band und Fans noch einmal die letzten Kraftreserven und drehen zu `Bestial Invasion` noch einmal gemeinsam völlig am Rad. Was für eine Stimmung! Was für ein Song! Was für eine Killer-Show! In dieser Form muss man sich keine Sorgen darüber machen, dass die Truppe noch einige Jahre problemlos weiter machen, und hoffentlich das jetzige Killer-Line-up behalten kann.

Overkill 8

Für New Jerseys finest steht anschließend eine besonders lange und “gründliche” Umbaupause incl. Soundcheck an. Sei`s drum, dann kann der ein oder andere doch noch der akuten Unterhopfung etwas entgegen wirken. Zwischenzeitlich erfahren wir, dass die heutige Show wirklich restlos ausverkauft ist – das Backstage Werk platzt also nicht nur subjektiv empfunden aus allen Nähten. OVERKILL haben mit „The Wings Of War“ gerade ein grandioses neues Album veröffentlicht, welches sogar auf Platz 5 in die deutschen Albumcharts eingestiegen ist. Hut ab! Live ist die Band sowieso über jeden Zweifel erhaben – was soll heute also schiefgehen? Die einzige Kritik die es zuletzt zu hören gab, war die etwas zu gleichförmige, auf Nummer sicher gehende Setlist auf den letzten zwei Tourneen. Mal sehen ob sich OVERKILL diesem, auch von den wieder mal zahlreich anwesenden Skullkrushers Diehard-Fans thematisiertem Thema heute nun annehmen werden. Unter besten Licht- und Soundbedingungen stehen die Amis dann mit einem Knall auf der Bühne und legen mit `Last Man Standing` von der neuen Scheibe fulminant los. Nach dem darauf folgenden Standard `Electric Rattlesnake`, welcher eigentlich langsam abgelöst werden könnte, folgt gleich der Klassiker `Hello From The Gutter` und eine unglaublich fiese, aggressive und schnelle Version von `Elimination`. Das Backstage Werk kocht und alles und jeder drückt sich so weit wie möglich vor die Bühne. Die Band ist sichtlich zufrieden mit dieser Resonanz und kündigt grinsend an, nun etwas länger nicht Gespieltes zum Besten zu geben. Die Rede ist von dem genialen Stück `Deny The Cross`, welches ordentlich Öl ins Moshpit-Feuer gießt, geil! Das folgende `Distortion` von der neuen Platte wird Jürgen Polster, dem Präsi des Deutschen Skullkrushers Fanclubs gewidmet. Der sehr melodische, stark nach traditionellem Heavy Metal klingende Track mit Killer Soli von Mr. Linsk, bringt tolle Abwechslung in das Set und kommt sehr gut an. Danach packen OVERKILL nun wirklich einige Überraschungen aus. Das länger nicht gespielte `Necroshine` ist endlich zurück im Set. Als auch gleich zwei Nummern vom saustarken „W.F.O“ Album. `Under One` macht den Anfang und wird wie der Ohrwurm `Bastard Nation` lauthals mitgesungen und völlig abgefeiert. Sieht man diesen Musikern selbst noch so genau bei Ihrer Arbeit zu, sind nach wie vor keine wirklichen Verschleißerscheinungen auszumachen. Kaum zu glauben, dass ein Energiebündel und Charismatiker wie Bobby „Blitz“ Ellsworth im Mai bereits 60 Jahre alt werden soll. Die `Mean Green Killing Machine` ist nach wie vor bestens geölt und das ist gut so! Bei dem Klassiker `Feel The Fire` und `Rotten To The Core` holt der Fünfer noch einmal alles aus sich und den Fans heraus, um anschließend für eine kurze Verschnaufpause von der Bühne zu verschwinden. Der Zugabe Block wird eröffnet vom modernen Klassiker `Ironbound`, während dessen Performance sich wiederholt bestätigt, dass Drummer Jason Bittner ein wirklicher Gewinn für die Live-Energie der Truppe ist. Es ist fast so, als hätte er OVERKILL seit seinem Einstieg eine kleine Frischzellenkur verpasst. Wer nach dem obligatorischen `Fuck You` (The Subhumans Cover) denkt das danach wie gewohnt nichts mehr kommen kann, der täuscht sich heute. Die Combo baut die punkige Liebeserklärung `Welcome To The Garden State` mit ein, was extrem gut beim Publikum ankommt. Diese Tour legt die Messlatte für Pakete dieser Art in 2019 verdammt hoch. Diese Kraftdemonstration von wirklich ALLEN heute aufspielenden Bands kann sich wirklich mehr als sehen und hören lassen. Alle Daumen nach oben!


Setlist OVERKILL:

Last Man Standing

Electric Rattlesnake

Hello From the Gutter

Elimination

Deny the Cross

Distortion

Necroshine

Under One

Bastard Nation

Mean, Green, Killing Machine

Feel the Fire

Rotten to the Core

Ironbound

Fuck You (The Subhumans cover) 

Welcome to the Garden State

Fuck You (Reprise) (The Subhumans cover) 


Setlist DESTRUCTION:

Curse the Gods

Release from Agony

Nailed to the Cross

Mad Butcher

Dethroned

Life Without Sense

Total Desaster

The Butcher Strikes Back

Thrash Till Death

Bestial Invasion


Setlist FLOTSAM AND JETSAM:

Prisoner of Time

Desecrator

Iron Maiden

Hammerhead

Demolition Man

I Live You Die

Recover

No Place For Disgrace

Setlist CHRONOSPHERE:

Before It's Gone

Envirusment

Warriors

Picking Up My Pieces

Brutal Decay

Ace of Spades

(Motörhead cover) 


Text: Markus Wiesmüller

Fotos: Anastasiya Wiesmüller

 

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