Die Voraussetzungen dafür waren angesichts der umfangreichen Romanvorlage von Jean-Christophe Grangé (auch "Vidocq") gut, der zudem die Skripte der Folgen geschrieben hat, doch die zum Klassiker avancierte gleichnamige Spielfilmadaption von Mathieu Kassovitz (2000) mit Jean Reno und Vincent Cassel warf einen langen Schatten. Die Schöpfer der Serie versuchen aber erst gar nicht, den abseitigen Plot um Menschenopfer und das heikle Thema Eugenik in irgendeiner Weise zu überbieten, sondern wählen einen anderen Weg und greifen sich das heraus, worauf es vor allem ankommt - die hässliche Atmosphäre und eine nahbare, weil makelhafte Hauptfigur in Gestalt von Kommissar Pierre Niémans (Olivier Marchal). Dieser tritt Jahre nach den Ereignissen des ersten Films als Leiter des Office Central Contre les Crimes de Sang (Zentralbüro für Gewaltverbrechen) in Erscheinung und hat einen neuen Schützling, die junge Beamtin Camille Delaunay (Erika Sainte). Das Leitmotiv schlechthin von DIE PURPURNEN FLÜSSE ist der Kontrast zwischen Hauptstadt und Land, eine sehr reale Tatsache im Zentralismus mit seinen fast ghettoartigen Vororten und scheinbar aus der Zeit gefallenen ländlichen Gegenden. Dementsprechend wirken die Tatorte und deren Umgebung im Verhältnis zum urbanen Raum, aus dem Niémans und Delaunay stammen, wie Enden der Welt. Morde werden oft mit plakativer Brutalität begangen, die zwar etwas weniger krass wirkt als im Film, aber definitiv ein tragendes Element der Serie ist. Der Realitätsanspruch bleibt generell hoch, gleichwohl mit fantastischem Unterton.
DIE PURPURNEN FLÜSSE ist also trotz seiner beunruhigenden Grundstimmung nicht auf Knalleffekte angelegt, sondern klassisches Performance-Kino der Oberklasse fürs Fernsehen.
DIE PURPURNEN FLÜSSE - DIE SERIE
Regie: Diverse
Label: Edel
Land/Jahr: Frankreich 2017
FSK & Laufzeit: ab 12, ca. 416 Min.
Verkaufsstart: 30. November