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Post 3 Name the Dead pic 1

Post 3 Name the Dead pic 21. Name the Dead (Nenne die Toten)

Der Opener befasst sich mit der Zwangseinberufung der finnischen Bauern in die schwedische Armee.

Der Autor der Texte, Dr. Steven Parham, erklärt sein Herangehen an die Texte so:

„Ruhm und Ehre, im Krieg? Gab es nie, und schon gar nicht für diejenigen, welche teilnahmen. Im Gegenzug zu den Romantisierungen des Mainstream Heavy Metal, lag der größte (und unwahrscheinlichste) Erfolg des Fußsoldaten darin, dem schieren Tode zu entkommen oder nicht verkrüppelt zu werden.“

Manche Finnen schrieben sich freiwillig ein (oft nur, um nicht zu verhungern), viele aber wurden unter Zwang in die schwedische Armee eingezogen. Diese Zwangsrekrutierung war bekannt als Blutzoll, und die Namen der Eingezogenen vom Priester im Sonntagsgottesdienst in der Kirche verlesen. Da die Männer wussten, dass sie im Armeedienst höchstwahrscheinlich sterben würden, kam des Priesters Lesen der Liste einer Ausrufung der Toten gleich.

Steven beschreibt die Entstehung wie folgt:

„Inspiriert von Keskisarja’s Beschreibungen von Männern, welche Selbstmord begingen, nur um dem Blutzoll zu entgehen, der den finnischen Bauern von der schwedischen Krone auferlegt wurde, dachte ich, das Album müsse mit genau den Worten anfangen, welche diese Männer wohl gehört hatten, und als Todesurteil so fürchteten. Schwedisch war die Sprache eines fernen Königs, und die Sprache des Schicksals für diejenigen, deren Namen verlesen wurden, sonntags, von einer Kanzel herunter, von Männern in reich verzierten Gewändern. Priester, welche das Schwerste aller Schicksale verkünden in wöchentlicher Andacht, und den sicheren Tod der Bauern heraufbeschwören, fern von Familie und Sippe – ein idealer Opening Track für ein Black Metal Album, welches ergründet, wie das Leben in Knechtschaft unter Königen und Religion litt vor 300 Jahren. Dieser Song entfesselt „Murhanenkeli“, den Mordengel, vorerst noch gehüllt in die Gewänder eines Dieners Gottes. Von Priestern also, welche Männer in den Kampf sandten, die im Wesentlichen unbedeutend waren für deren tägliches Leben.“

Die konkrete Geschichte zu den Lyrics ist die des 32-jährigen Pietari Kuikka, dessen Name eines Sonntags in der Kirche verlesen wurde. Pietari aber wollte absolut nicht zur Armee. Anstatt den Schwur zu leisten, nahm er sein Boot, packte es voll mit Eisen und Kupfer, ruderte zur Mitte des Sees, nahm seine Axt, hackte ein Loch in den Boden und ertränkte sich. Seine Frau und der Schwiegervater sahen dies vom Ufer, und berichteten später, dass sie keinen anderen Grund für den Selbstmord wüssten als die Zwangsrekrutierung.

Während des Schreibprozesses ließ sich Steven auch von seinem Umfeld in der alten Hauptstadt des Ottomanischen Reichs inspirieren:

„Ich schrieb diese Texte nahe den Überresten der zerstörten Stadtmauern von Konstantinopel – einer Stadt, die fast tausend Jahre lang erfolglos belagert und begehrt wurde, bis die Christen diese größte der christlichen Städte auf ihrem Vierten Kreuzzug gegen den Islam dem Erdboden gleichmachten. Das Bizarre der Gewalt der Kirche gegen sich selbst und seine eigenen Gläubigen im Namen Gottes (während man eigentlich einen Kreuzzug gegen einen anderen Gott führt) schien mir besonders bemerkenswert dafür, wie das Christentum immer sein eigener größter und barbarischster Gegner war.

Die zerbröckelnden Fassaden des europäischen Istanbuls, welche ich erlebte während des langen Herbstes, Winters und Frühlings der Pandemie 2020/21, dienten als beispielhafte Mahnung an die Sinnlosigkeit der Flucht vor dem eigenen Schicksal (in meinem Fall vor den Restriktionen durch Covid-19). Pietari Kuikka, der Protagonist dieses Songs, würde dem wohl zustimmen. Wahrlich, sein war ein Gott, welcher nach Belieben morden konnte.“

Interessante Randnotiz: Die Stimme des Priesters im Song ist die des Künstlers Jan Holm, eines Finnlandschweden. Im Intro rezitiert er eine Hymne Martin Luthers, die von der schwedischen Armee gesungen wurde, bevor man in die Schlacht zog: „Vår gud är oss en väldig borg“ („Ein‘ feste Burg ist unser Gott“).

Ins Deutsche von Emanuel Schwarz (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)